Trockene Augen können verschiedene Ursachen haben

Trockene und warme Heizungsluft kann vor allem im Winter zu unangenehm trockenen Augen führen. Doch nicht nur in der kalten Jahreszeit tritt das Problem bei vielen Menschen auf. Denn trockene Augen können verschiedene Ursachen haben. Wir haben mit Stanislava Djoupanova, Fachärztin für Augenheilkunde in Bad Hersfeld, über das Problem gesprochen, das häufig auch unter dem Begriff Sicca-Syndrom thematisiert wird (von Lateinisch siccus gleich trocken).

Warum trocknet das Auge überhaupt aus?
Es gibt viele Gründe dafür, dass das Auge austrocknet. Zum einen ist das der Fall, wenn schlicht zu wenig Tränenflüssigkeit produziert wird. Oder wenn zwar im üblichen Rahmen genug produziert wird, aber dennoch mehr benötigt wird – beispielsweise an kalten und windigen oder auch staubigen Tagen. Weil es im Winter oft kalt und windig ist und gleichzeitig drinnen trockene Heizungsluft vorherrscht, ist das Phänomen bei ansonsten gesunden Menschen eben vermehrt im Winter zu beobachten.

Zum anderen kann laut Stanislava Djoupanova eine „schlechte Qualität“ des Sekrets Schuld sein, etwa wenn es zu wenig Wasser oder Fett enthält. Die Tränenflüssigkeit besteht aus Fett, Wasser und Verbindungsmaterial mit der Augenoberfläche, wie die Fachärztin erläutert: „Die Mischung muss stimmen.“ Typische Symptome seien neben dem Gefühl der Trockenheit brennen, jucken und ein Kratz - oder Sandgefühl. Manche Patienten empfinden laut Djoupanova auch Druck.

Welche Ursachen liegen zugrunde?
Es gibt vielfältige Ursachen, die den oben genannten Gründen für trockene Augen zugrundeliegen können. Anatomische Gründe können verstopfte Meibomdrüsen oder ein hängendes Lid sein, sodass das Auge nicht richtig geschlossen werden kann. Einen ähnlichen Effekt können Muskellähmungen im Bereich des Sehorgans haben, etwa nach einem Schlaganfall. Trockene Augen können zudem eine Folge von Vernar-bungen oder einer Verletzung oder Entzündung der Tränendrüsen sein. Gleiches gilt für eine Bindehaut-, Lidrand- oder Hornhautentzündung – andersrum können brennende, rote Augen auch auf eine solche hinweisen.

Einfluss auf die Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit haben weiterhin die sogenannten Wechseljahre bei Frauen oder Hormonerkrankungen. Auch Rheuma und Diabetes gelten als Auslöser. Manchmal können bestimmte Medikamente wie Antiallergika und Antidepressiva Schuld an trockenen Augen sein, wenn sie über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.Sozusagen hausgemacht sind trockene Augen auf-grund von Heizungsluft oder Klimaanlagen, ob zu Hause, im Auto, öffentlichen Einrichtungen oder im Büro. Wer täglich lange am PC sitzt, ist ebenfalls anfällig für trockene Augen, denn dabei blinzelt man seltener als üblich. „Wir sprechen dann auch vom Bürosyndrom“, erklärt Djoupanova.

Wann sind trockene Augen ein Fall für den Arzt?
Was harmlos klingt, kann für die Betroffenen äußerst unangenehm sein, vor allem, wenn sie ständig mit trocken Augen zu kämpfen haben. Der Gang zum Facharzt ist deshalb immer ratsam, meint Stanislava Djoupanova. „Man muss sich nicht quälen“, so die Ärztin. Nur der Arzt könne dem Auslöser auf den Grund gehen und eine entsprechende Behandlung empfehlen, betont die Fachärztin. Beim eigenmächtigen Kauf von schwachen, rezeptfreien Mitteln könne es vorkommen, dass diese entweder nicht helfen oder sich sogar negativ auswirken. Gerade schwächere Lösungen enthielten oft Konservierungsstoffe, wovon die Ärztin abrät. „Tropfen oder Salben sollten Hyaluronsäure enthalten“, empfiehlt sie stattdessen. Zur Vorsorge sollte alle ein bis zwei Jahre ein Besuch beim Augenarzt eingeplant werden, so Djoupanova.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Ist der Grund für anhaltend trockene Augen bekannt, kann entsprechend „gegengesteuert werden“. Auch deshalb sei es ratsam, rechtzeitig zum Arzt zu gehen. Medikamentös behandelt wird das Problem mit Tränenersatzflüssigkeit in Form von Tropfen, Sprays oder Gel. Für Kontaktlinsenträger gibt es spezielle Feuchtigkeitsmittel. Liegt zusätzlich eine Entzündung vor, kommen entzündungshemmende Augentropfen zum Einsatz. Liegen anatomische Gründe vor, können diese in bestimmten Fällen operativ korrigiert werden.

Wie können Betroffene vorbeugen?
Vorbeugen können Betroffene zunächst, indem sie, wenn möglich, bekannte Auslöser wie Klimaanlagen und überhitzte Räume meiden. Außerdem soll laut diverser Ratgeber viel trinken und Bewegung an der frischen Luft förderlich sein. Wer lange am Computer arbeitet, sollte Pausen einlegen und öfter bewusste blinzeln beziehungsweise zwinkern. „Zwinkern ist immer gut“, so Stanislava Djoupanova schmunzelnd. Dabei fließen schmutzige Tränen von der Oberfläche ab und neue werden herausgepumpt. An Hausmitteln empfiehlt sie, Kamillentee-Beutel oder warme, feuchte Kompressen auf die Augen zu legen. Reste von Wimperntusche oder Lidschatten können übrigens auch die Meibomdrüsen verstopfen, sorgfältiges Abschminken ist deshalb angesagt.

Welche Folgeschäden drohen den Betroffenen?
Folgeschäden wie eine dauerhaft eingeschränkte Sehkraft oder der Verlust selbiger kommen nur sehr selten vor, weiß die Fachärztin. Allerdings schützt ein feuchter Tränenfilm das Sehorgan auch vor Infektionen. Nicht zu unterschätzen ist laut Djoupanova außerdem die eingeschränkte Lebensqualität, die ständig schmerzende, brennende oder juckende Augen mit sich bringen.

Zur Person

Stanislava Djoupanova (40) ist Fachärztin für Augenheilkunde und seit Juni 2018 in der Zweigpraxis Augenheilkunde des MVZ Hersfeld-Rotenburg am Markt 24-26 in Bad Hersfeld tätig. Djoupanova kommt aus Bulgarien und hat unter anderem bereits in China gearbeitet. Sie spricht Bulgarisch, Russisch, Chi-nesisch, Englisch und Deutsch. Ihr Medizinstudium hat sie in Bulgarien und China absolviert. In China hat sich auch ihre Doktorarbeit geschrieben und die Facharztausbildung gemacht, die nach bestandener Prüfung auch in Deutschland anerkannt wurde. In Deutschland lebt die Ärztin bereits seit 2014. Djoupa-nova ist ledig und hat keine Kinder. In ihrer Freizeit näht, stickt und wandert sie gerne. (Foto,Text:Maaz)

Hier finden Sie den Bericht aus der Hersfelder-Zeitung vom 23.01.2019