Klinikum schafft die Wende
Das Klinikum Bad Hersfeld hat den wirtschaftlichen „Turnaround“, also die Wende zum Besseren, geschafft. Diese Bilanz ihrer neunmonatigen Tätigkeit als Sanierungsgeschäftsführerin des finanziell angeschlagenen kommunalen Klinikkonzerns zog Katja Bittner gestern Nachmittag vor Journalisten. Zugleich wurde ihr Nachfolger, der 34-jährige Sebastian Mock, der seit 1. August offiziell im Amt ist, vorgestellt. Er kündigte an, den eingeschlagenen Sanierungsweg fortzusetzen.
„Wenn die positive Entwicklung anhält und auch die politischen Rahmenbedingungen stimmen, dann kann das Klinikum in fünf Jahren theoretisch defizitfrei sein“, sagte Bittner. Bei ihrem Amtsantritt hatte das Klinikum ein jährliches Defizit vom rund 40 Millionen Euro verzeichnet, das durch Zahlungen des Kreises immer wieder ausgeglichen werden musste. Dank des Curacon-Gutachtens zur Wirtschaftlichkeit des Klinikums seien die Handlungsfelder klar benannt gewesen, lobte Bittner.
Das Klinikum habe sich in der Vergangenheit immer wieder „abmelden“ müssen und konnte keine neuen Patienten aufnehmen, weil die gesetzlichen Vorgaben etwa zum verfügbaren Personal dies nicht zuließen. Dadurch habe das Krankenhaus seit 2019 rund 20 Prozent seiner Leistungen verloren. Konkrete Zahlen zu den von ihr erzielten Einsparungen wollte Bittner nicht nennen, weil die Bilanz für 2024 noch nicht vorliegt. Durch Zusammenlegung der beiden Intensivstationen des Klinikums seien aber beispielsweise personelle Engpässe, die bis dahin durch teure Honorarkräfte mittels Arbeitnehmerüberlassung geschlossen werden mussten, abgebaut worden.
„Allein im Bereich der Intensivstation haben wir dadurch 2,5 Millionen Euro eingespart“, nannte Bittner eine konkrete Zahl. Durch den Verzicht auf Honorarärzte im Bereich der Psychiatrie – was wie berichtet Auswirkungen auf die Betreuung von ambulanten Patienten hatte – konnte ein „siebenstelliger Betrag“ eingespart werden, sagte Bittner, die zugleich scharfe Kritik an den gesetzlichen Vorgaben und den Defiziten bei der Krankenhausfinanzierung übte. Durch die Neustrukturierung im Intensivbereich und ein neues Belegungsmanagement sei unter anderem auch die Verweildauer der Patienten gesenkt worden. Bittner sprach in diesem Zusammenhang von „wunderbaren Fortschritten“.
Aus Hünfeld nach Bad Hersfeld
Der neue Geschäftsführer Sebastian Mock (34) war in den vergangenen Jahren als Geschäftsführer mehrerer Helios-Einrichtungen tätig: Seit 2018 verantwortete bei der Helios St.-Elisabeth-Klinik Hünfeld sowie den dazugehörigen MVZ-Strukturen, seit 2023 zusätzlich bei der Helios Spital Überlingen und der Helios-Klinik Rottweil. Weitere Stationen waren Grebenhain, Bleicherode, Gotha, Cuxhaven und Hamburg. Mock hatte in Thüringen Gesundheitsmanagement studiert.
Klinik-Mitarbeiter sind bereit für Veränderungen
Geschäftsführerwechsel am Klinikum: Katja Bittner geht, Sebastian Mock kommt.
Sektkorken knallten keine zum Geschäftsführerwechsel im Klinikum. Dabei gäbe es durchaus Grund zum Feiern, denn nach Ansicht der scheidenden Geschäftsführerin Katja Bittner, die den Auftrag hatte, das finanziell angeschlagene Haus zu sanieren, ist der Wendepunkt erreicht.
„Die Umstrukturierung ging relativ ruhig vonstatten“, sagte Bittner, was wohl auch daran lag, dass es überhaupt nur drei betriebsbedingte Kündigungen gegeben habe. Alle anderen personellen Veränderungen seien durch Umbesetzungen oder das reguläre Ausscheiden von Mitarbeitern erreicht worden.
„Das Klinikum hat unheimlich motivierte Mitarbeiter, alle sind bereit für Veränderungen, auch wenn sie zuweilen unpopulär sind, denn die wirtschaftliche Situation des Hauses ist wirklich allen bewusst“, beschrieb auch der neue Geschäftsführer Sebastian Mock die Eindrücke seiner ersten fünf Tage auf dem neuen Posten. Bis Ende September wird Katja Bittner die Übergabe der Geschäftsführung noch zeitweise begleiten, bevor sie dann wie geplant ausscheidet.
Über seine konkreten Ziele wollte sich Mock noch nicht äußern, Klar sei, er übernehme die Verantwortung für alle Kliniken des Konzerns. Sein Ziel ist es, die bestmögliche medizinische Versorgung der Patienten zu gewährleisten „ohne dabei Ressourcen zu verschwenden“. Durch seine Tätigkeit in Hünfeld habe er einen guten Überblick über die Kliniklandschaft in der Region. Von seinem bisherigen privaten Krankenhausträger sei er allerdings auch an einen regen Austausch der Kliniken untereinander gewöhnt. Das sei bei kommunalen Häusern anders, die oft miteinander konkurrierten, sagte Katja Bittner.
Mit Blick auf das Kreiskrankenhaus in Rotenburg kündigte Bittner „Kooperationsgespräche“ an, die Anfang September stattfinden sollen. „Wir müssen uns in Zukunft abstimmen“, sagte sie, hielt aber auch mit Kritik am Agieren des Kreiskrankenhauses beim Aufbau einer konkurrierenden Orthopädie in Rotenburg nicht hinterm Berg, das sie diplomatisch als „befremdlich“ beschrieb. Trotzdem hoffen Bittner und Mock auf eine Einigung.
Zum Abschluss appellierte die scheidende Geschäftsführerin an die Bürger des Kreises, sich zu freuen, dass es in diesem Kreis durch das Klinikum so ein breites und hochqualifiziertes medizinisches Angebot gebe. „So einen Klinikstandort zu haben, ist eine Gunst.“ (HZ v. 08.08.2025_KAI A. STRUTHOFF)