Kinderstation ist voll belegt

Die Kinderstation des Klinikums Bad Hersfeld-Rotenburg ist derzeit voll belegt. Das führt dazu, dass die Station zeitweise bei der Leitstelle abgemeldet werden muss. Das teilt der Sprecher des Klinikums, Werner Hampe, auf Anfrage unserer Zeitung mit.

Sollte der Belegungsdruck durch Notfälle weiter steigen, müsse man in einem nächsten Schritt gegebenenfalls elektive, sprich geplante stationäre Aufnahmen, verschieben, so Hampe weiter. Hauptgrund für die volle Station sei der hohe Durchlauf an Kindern mit Atemwegsinfektionen, darunter das RS-Virus (Respiratorische Synzytial-Virus), Influenza oder aber Erkrankungen ohne Erregernachweis.

Die einzige Kinderstation im Landkreis Hersfeld-Rotenburg umfasst 32 reguläre sowie sieben neonatologische Betten (Behandlung von Neugeborenen und Frühchen).
Zu der vollen Belegung komme die „ambitionierte“ Personalsituation, so Hampe. Auf der Kinderstation müsse man ebenso wie in anderen Bereichen mit krankheitsbedingtem Personalausfall planen. Dennoch habe das Klinikum in den vergangenen zweieinhalb Jahren gelernt, immer eine Lösung zu finden, auch unter den aktuell „widrigen Bedingungen“. Mit den gleichen Problemen haben auch die Kinderärzte im Landkreis Hersfeld-Rotenburg zu kämpfen. Auch in ihren Praxen sorgen die saisonal herrschenden Infektionskrankheiten für steigende Fallzahlen. So informierte etwa die Kinderarztpraxis um Mediziner Behcet Iscioglu in Bebra ihre Patienten, dass wegen der hohen Infektionswelle alle Kapazitäten ausgereizt und die Praxis deshalb nur eingeschränkt oder gar nicht erreichbar sei.
Ein zusätzliches Problem stelle laut Kinderarzt Dr. Georg Johann Witte aus Bad Hersfeld zudem die medizinische Situation vieler geflüchteter Kinder dar, deren Behandlung nicht nur wegen der Sprachbarriere und kultureller Differenzen oft mehr Zeit in Anspruch nehme. So hätten die Kinder etwa einen unterschiedlichen Schutz gegen die Krankheiten, gegen die in Deutschland geimpft werde, etwa Masern, Mumps oder Keuchhusten.

Corona spielt eine untergeordnete Rolle
Saisonal bedingt kursieren derzeit vor allem drei Atemwegserkrankungen: Grippe, RSV (Respiratorische Synzytial-Virus) und Corona. Laut einer Punkterhebung vom 30. November gab es auf der Kinderstation vier Grippe-Fälle, drei RSV-Fälle und null Corona-Fälle. Das Coronavirus spiele aktuell eine untergeordnete Rolle, sagt Klinikum Sprecher Werner Hampe. Meistens handele es sich bei positiven Corona-Fällen um einen Zufallsbefund.

Starker Anstieg an Virusinfektionen bei Kindern - In den meisten Fällen helfen Hausmittel
Draußen ist es nass und kalt, drinnen ist die Heizungsluft trocken – im Moment herrschen ideale Wetterbedingungen für Grippeviren, sagt Kinderarzt Dr. Georg Johannes Witte. Das führt dazu, dass Kinderarztpraxen sowie die Kinderstation im Klinikum derzeit voll belegt sind.
Als eine Ursache für den starken Anstieg an Virusinfektionen nennt Dr. Witte die Abstands- und Hygieneregeln der vergangenen Jahre, die in der Folge nun dafür gesorgt haben, dass das Immunsystem von Kindern nicht ausreichend trainiert ist. Zu beobachten sei vor allem ein Anstieg der Influenza sowie des RS-Virus (Respiratorisches Synzytial-Virus). „Die Erkrankungen sind limitiert auf wenige Tage, mit und ohne Arztbesuch“, sagt Dr. Witte. Die häufigen Symptome wie Fieber, Husten und Abgeschlagenheit können auch mit verschiedenen Hausmitteln durch die Eltern zuhause behandelt werden, so der Mediziner.

  • Ruhe: Bei einem grippalen Infekt fühlen sich viele Kinder müde und abgeschlagen. Deshalb empfiehlt der Kinderarzt viel Ruhe und Schlaf. „Dabei haben der Fernseher, das Tablet oder das Handy nichts zu suchen“, unterstreicht Witte.
  • Flüssigkeit: Wichtig sei für die Genesung eine ausreichende Einnahme an Flüssigkeiten. Dafür empfiehlt Dr. Witte vor allem Tee (gerne auch mit Fenchelhonig), Suppe, Wassereis, oder auch gekühltes, pürriertes Obst, zum Beispiel gepaart mit Joghurt.
  • Bei Fieber: Gegen Fieber helfen verschiedene Hausmittel wie Wickel an den Beinen und auf der Stirn oder ein Abkühlungsbad, so Witte. Dabei das Kind in die warme Badewanne setzen und nach und nach kühles Wasser hinzugeben.

Auch das klassische Erkältungsbad mit Lavendel- oder Eukalyptus-Zusatz ist ein geeignetes Hausmittel bei Erkältung. Grundsätzlich weist der Kinderarzt darauf hin, dass das Fieber bei einer Virusinfektion nicht der ausschlaggebende Punkt und wichtig für den Genesungsprozess sei. Oft reagierten die Eltern aber sehr besorgt, was in den meisten Fällen nicht nötig sei. Dennoch könne man zur Fiebersenkung auch Säfte oder Zäpfchen verabreichen. Allerdings weist der Kinderarzt darauf hin, dass es bei diesen Medikamnten derzeit Lieferschwierigkeiten gebe.

  • Liebe: Ist das eigene Kind krank, sei die elterliche Fürsorge besonders hilfreich. Das stärkt nicht nur die Bindung zwischen Eltern und Kind. „Eltern wissen nunmal am besten, was dem eigenen Kind fehlt, auf diese Instinkte können sich Mütter und Väter verlassen“, ist der Kinderarzt überzeugt. (Quelle: Hersfelder-Zeitung vom 03.12.2022, Laura Hellwig)