Zusammenprall beim Fußball

Nikolai Kornder erleidet eine Fraktur der Stirnhöhle

Nikolai Kornder ist ein Amateurfussballer, wie man ihn in der Region kennt: Seit seiner Kindheit steht der Torhüter sonntags auf dem Platz, bestreitet Derbys mit Freunden und feiert Siege und Niederlagen im Sportlerheim seines Heimatvereins. Dass er heute schon wieder am Spielfeldrand als Zuschauer stehen kann, hat er unter anderem Prof. Dr. Peter R. Issing und dessen Team der HNO-Heilkunde am Klinikum Bad Hersfeld zu verdanken: Bei einem hohen Ball knallt Kornder mit dem gegnerischen Stürmer zusammen; was zunächst nach einer Platzwunde aussieht, entpuppt sich als ein Bruch.

  Gleich zwei Krankenwagen fahren an einem Sonntag im Oktober 2022 auf das Sportgelände des Fussballvereins im Hünfelder Raum. In der zweiten Halbzeit der Partie waren Torhüter Nikolai Kornder und der Stürmer der gegnerischen Mannschaft im Torraum in der Luft zusammengeknallt. „Es war Kopf gegen Zahn“, schmunzelt Kornder heute. Während er zunächst nur von einer Platzwunde an seiner linken Augenbraue ausging, waren mehrere Zähne seines Gegenspielers nach innen verschoben. Beide wurden am Sportgelände erstversorgt und in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht. „Das ist nicht meine Saison“, sagt Kornder noch aus dem Krankenwagen heraus – erst vier Wochen zuvor war er ebenfalls bei einem Zusammenprall bewusstlos liegengeblieben und mit einer schweren Gehirnerschütterung ins Klinikum eingeliefert worden.
Nicht seine Saison: Bereits vier Wochen zuvor war Kornder bei einem Zusammenprall bewusstlos liegengeblieben. Foto: privat       

 

Vor Ort wurde bei Kornder die tiefe „Bissverletzung“ mit über 15 Stichen genäht und vorsichtshalber ein CT des Kopfes angefertigt, was Gewissheit über die Schwere der Verletzung bringen sollte. „Als leichte Hektik aufkam und eine Ärztin mir mit Nachdruck erklärte, ich dürfe nicht mehr kräftig niesen oder mir die Nase putzen, habe ich gemerkt, dass etwas nicht stimmt“, so der 30-Jährige. Die Diagnose folgt wenige Minuten später: Fraktur der Stirnhöhle, d. h. ein Bruch im Stirnbereich. Gemeinsam mit seinem Gegenspieler, der sich zu diesem Zeitpunkt bereits in einer Operation befand, wurde er stationär aufgenommen. Kornder erinnert sich: „Direkt abends haben unsere beiden Vereine, die Spieler und sogar die örtliche Presse angerufen. Es war natürlich ein gutes Gefühl, so viel Unterstützung zu erfahren.“

  Zwei Tage später sitzt er vor Dr. Hendrik Tebben im Klinikum Bad Hersfeld. „Nicht nur weil ich Hersfelder bin, sondern auch weil ich um den guten Ruf unserer heimischen HNO-Heilkunde weiß, wollte ich gerne hier weiter behandelt werden“, erklärt Kornder den Wechsel des Krankenhauses. Tebben, der als Oberarzt im Team von Prof. Dr. Issing tätig ist, bestätigt Kornder die Vermutung, dass eine Operation notwendig ist, in der die Bruchstelle mit einer Platte verstärkt wird. Die beiden vereinbaren einen Termin für den Eingriff rund eine Woche später. „Dass ich direkt drei Tage später aber wieder ins Krankenhaus musste, war natürlich nicht so schön“, erinnert sich Kornder, „In den Tagen zwischen Entlassung und geplanter Operation hat die Wunde an meiner Stirn sich entzündet, sodass ich ungeplant am Wochenende in die Notaufnahme fahren musste.“ Hier wurde die Wunde noch einmal aufgemacht, erneut gesäubert und Kornder darüber aufgeklärt, wie gefährlich Bissverletzungen, vor allem auch durch einen Menschen, aufgrund der im Mund sitzenden Bakterien sein können.
Dr. Hendrik Tebben, Facharzt für HNO-Heilkunde, Plastische Operationen & Allergologie, nimmt Kornder im Klinikum auf. Foto: Klinikum    

 

Die Operation im Klinikum Bad Hersfeld übernimmt Chefarzt Prof. Dr. Peter R. Issing persönlich. „Das Ziel der Operation, also das Anbringen einer Verstärkung im vorderen Schädelbereich, ist weniger komplex bzw. nennen wir es herausfordernd, als der Zugang zu dieser Position über die Stirn“, erklärt der ebenfalls in Hersfeld lebende Arzt. Der Eingriff erfolgt daher über den sogenannten Bügelschnitt: Dabei wird die Kopfhaut über den gesamten Kopf hinweg zwischen den beiden Ohren nach vorne hin, in Richtung Gesicht, geöffnet. Auf diese Weise gelangt der Operateur an den Schädelknochen in dem bei Kornder gebrochenen Bereich. „Während dem Eingriff haben wir bei Herrn Kornder eine Platte aus Titan eingesetzt und diese mit mehreren feinen Schrauben befestigt. Alles ist sehr gut und nach dem von uns vorher angedachten Plan verlaufen, sodass ich davon ausgehen kann, dass die Platte ein Leben lang dort bleiben wird“, so Issing zum Eingriff. Kornder selbst ist bereits wenige Stunden später wieder fit und meldet sich bei Frau und Tochter: „Wir hatten natürlich vorher online geschaut, was es mit einem Bügelschnitt auf sich hat und in den Vorgesprächen verstanden, dass der Eingriff etwas komplexer ist.“ Dazu ergänzt Issing, dass vor allem die Nerven bei einem solchen Eingriff eine große Rolle spielen: „Für den Zugang zur Stirn muss ich beim Öffnen zunächst einige Nerven durchtrennen, die in den Tagen und Wochen nach dem Eingriff wieder zusammenwachsen.“ So früh wie möglich, d. h., nachdem der Patient aus seiner Narkose erwacht, kontrolliert der behandelnde Arzt in der Regel die Funktionen dieser Nerven und bewertet in diesem Fall, inwieweit das Gefühl in der Haut im Stirnbereich da bzw. nicht da ist. „Bei Herrn Kornder war glücklicherweise direkt wenige Stunden nach der Operation wieder ein gutes Gefühl im operierten Bereich vorhanden. Das ist nicht immer der Fall und kann durchaus einige Zeit dauern“, ergänzt Issing.

 

  Heute ist die Operation zehn Tage her und die Fäden können gezogen werden. Sowohl Kornder selbst als auch das Team der HNO-Heilkunde sind mit dem Ausgang der Operation und dem Stand des Heilungsprozesses sehr zufrieden. „Ich hatte mir besonders die Zeit unmittelbar nach der Operation deutlich schlimmer vorgestellt, da ja – so ehrlich muss ich es mir sagen – ein großes Stück Haut von meinem Schädel zunächst abgelöst und wieder aufgesetzt wurde. Ich bin mir da sehr bewusst, was in diesen fast drei Stunden gemacht wurde“, so Kornder, der ergänzt: „Sowohl bei Dr. Tebben als auch Prof. Issing habe ich mich aber in besten Händen gefühlt. Direkt am Tag nach der Operation war ich fit und hatte nur leichte Kopfschmerzen; die restlichen Tage auf der Station verstrichen ohne weitere Probleme und waren ein guter Start in den Heilungsprozess.“
Seit seiner Kindheit steht Kornder auf dem Sportplatz. Foto: privat     

 

Die Frage, ob er die Fussballschuhe nun an den Nagel gehangen habe, beantwortet der Keeper mit einem Grinsen: „Noch nicht ganz – vielleicht nehme ich mir an dieser Stelle auch Petr Cech als Vorbild, der mit seinem Helm bekanntlich schon viele Jahre Fussball spielt.“

 

Prof. Dr. Peter R. Issing ist Chefarzt der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf-, Hals- und plastische Gesichtschirurgie am Klinikum Bad Hersfeld. Er ist Facharzt für HNO-Heilkunde, Plastische Operationen, Allergologie, Umweltmedizin, Palliativmedizin und spezielle HNO-Chirurgie sowie Dipl.-Gesundheitsökonom.