Zentrales Kraftwerk wird zerstört

Etwa 100 bis 130 Millionen Menschen sind Schätzungen des Robert-Koch-Institutes zufolge weltweit mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) infiziert. In Deutschland gibt es laut der Deutschen Leberstiftung etwa 500 000 Betroffene. Dabei wird Hepatitis C häufig immer noch mit Drogenabhängigkeit oder Homosexualität in  Verbindung gebracht, doch die Lebererkrankung kann grundsätzlich jeden treffen.
Wir haben mit Priv.-Doz. Dr. Alexander Schneider über das Thema gesprochen, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie am Klinikum Bad Hersfeld.

Hepatitis C – was ist das überhaupt?
Der Begriff Hepatitis leitet sich vom griechischen Wort hepar für Leber ab und bezeichnet somit eine Entzündung der Leber. Hepatitis C ist eine Virus-Erkrankung beziehungsweise ein Virus, das sich auf die Leber setzt und dort unbehandelt einen Zerstörungsprozess der Leberzellen in Gang setzt. Dies führt zu einer krankhaften Veränderung des Bindegewebes und kann im Endstadium eine sogenannte, irreparable Zirrhose auslösen. Die Leber als „zentrales Kraftwerk des Körpers“ kann ihre Aufgaben dann nicht mehr erfüllen, erklärt der Arzt. Dazu gehört zum Beispiel die Bildung von Eiweißen wie Gerinnungsfaktoren, die Bildung von Galle zur Verdauung sowie die Entgiftungsfunktion. Zu unterscheiden ist zwischen einer akuten und einer chronischen Hepatitis C. Man spricht laut Schneider von einer chronischen Erkrankung, wenn die Hepatitis nach sechs Monaten nicht ausgeheilt ist, und es dann im weiteren Verlauf zu irreparablen Schäden kommen kann. Das C bezieht sich übrigens auf die Reihenfolge der Entdeckung der verschiedenen Hepatitis-Viren, die von A bis E reichen.

Wie wird die Infektion übertragen?
Eine Leberentzündung, die durch das Hepatitis-C-Virus (HCV) verursacht wird, kann grundsätzlich jeden treffen, denn es gibt zahlreiche Ansteckungsmöglichkeiten und Risikofaktoren. Übertragen wird das Virus über den Blutweg, also von Blut zu Blut. Daraus ergeben sich allerdings bestimmte Risikofaktoren. Zu den Risikogruppen gehören Menschen, die bis etwa Anfang der 90er-Jahre eine Bluttransfusion bekommen haben, die medizinische Behandlungen, Tätowierungen oder Piercings unter nicht sterilen Bedingungen bekommen oder sich länger in Ländern mit einer hohen Infektionsrate aufgehalten haben. Auch Personen, die einen medizinischen Beruf ausüben oder homosexuelle Kontakte unter Männern pflegen, sind gefährdet. Oft gilt Hepatitis C auch als typische Erkrankung Drogensüchtiger, die Spritzen gemeinsam benutzen. Zwar sind diese Personengruppen aus genannten Gründen häufiger betroffen, es gibt aber eben auch andere Wege der Infektion.

Welche Symptome hat die Erkrankung?
Weil eine Hepatitis C sich im Anfangsstadium häufig über unklare Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder Appetitlosigkeit äußert, bleibt sie oft unbemerkt oder wird nur zufällig, zum Beispiel im Rahmen eines Check-Ups beim Hausarzt, entdeckt. „Das ist das Tückische“, erklärt Schneider. Denn je früher die Infektion erkannt werde, desto besser. Hohe Leberwerte führen irgendwann auch zu einer Gelbfärbung der Augen und der Haut. Umgangssprachlich wird eine Hepatitis deshalb auch Gelbsucht genannt. Das Organ selbst macht sich übrigens nicht bemerkbar, etwa durch Schmerzen. Diagnostiziert wird Hepatitis C mithilfe eines unkomplizierten Bluttests.

Welche Folgen kann Hepatitis C haben?
Neben den bereits genannten Symptomen und Folgen bis hin zur Leberzirrhose kann Hepatitis C auch zu Wassereinlagerungen im Körper führen, nicht selten sind laut Schneider Bauchwasser mit einem zunehmenden Bauchumfang, Ödeme in den Beinen oder Krampfadern in der Speiseröhre. Denn das Blut kann nicht mehr ungehindert durch die Leber fließen, sondern sucht sich seinen Weg über Umwege. Ist de  Schaden irreparabel, ist eine Lebertransplantation der letzte Weg. Im schlimmsten Fall führt Hepatitis C zu Leberversagen und zum Tod. „Erhöhte Leberwerte sollte man ernst nehmen“, warnt Schneider. Denn ist die Leber erst einmal kaputt, gibt es kein Zurück mehr.

Wie kann man sich schützen?
Eine Impfung gegen Hepatitis C ist anders als bei Hepatitis A und B nicht möglich. Schützen kann man sich somit nur, indem man die genannten Risiken vermeidet beziehungsweise sich als Risikobetroffener regelmäßig testen lässt.

Wie wird Hepatitis C behandelt?
Eine rechtzeitig diagnostizierte Hepatitis C kann dank neuer und besserer Medikamente heute in fast allen Fällen geheilt werden, und das in der Regel ohne unangenehme Nebenwirkungen. Dr. Alexander Schneider spricht von Heilungschancen von über 95 Prozent, je nach Art des Virus. Die Forschung sei auf diesem Gebiet in den vergangenen Jahren weit vorangeschritten. Die unkomplizierte Tablettentherapie dauere drei Monate. Wer unter einer krankhaften Leberentzündung leidet, sollte darüber hinaus eine „Doppelbelastung“ etwa durch Alkoholkonsum vermeiden.

Weitere Informationen gibt es zum Beispiel unter:
www.leberhilfe.org
www.deutsche-leberstiftung.de

Zur Person
DR. ALEXANDER SCHNEIDER (46 Jahre) ist seit 1. Oktober 2017 Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie am Klinikum Bad Hersfeld. Er hat an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg studiert und die Facharztausbildung im Bereich Innere Medizin sowie die Weiterbildung zum Gastroenterologen überwiegend an der Universitätsmedizin Mannheim absolviert. Dort war er zuletzt auch als stellvertretender Leiter der interdisziplinären Endoskopie tätig. Der gebürtige Badener ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit seiner Familie in Bad Hersfeld. Er interessiert sich für Fußball und Handball und fährt gerne Ski. (red/nm)

Hier können Sie sich den Artikel aus der Hersfelder-Zeitung vom 14.03.2018 herunterladen.