Pflegeberufe sollen attraktiver werden

Klinikum setzt auf Ausbildung und neue Struktur

Das Klinikum Hersfeld-Rotenburg will die Pflegeberufe attraktiver machen und die Zahl der Ausbildungsplätze in diesem Bereich erhöhen. Das Klinikum als größter Ausbildungsbetrieb des Kreises reagiert damit auf die aktuelle politische Diskussion über den Stellenwert der Pflegeberufe und den steigenden Personalbedarf vor dem Hintergrund des demografischen Wandels. Zurzeit arbeiten rund 1000 Mitarbeiter im Pflegedienst des Klinikverbunds.

Von derzeit 108 Ausbildungsplätzen soll die Zahl auf etwa 140 bis 150 pro Jahr erhöht werden. „Das ist eine notwendige Größe, um den Bedarf unserer vier Häuser zu decken“, sagte Pflegedirektor Markus Ries bei einer Pressekonferenz. Dazu will das Klinikum die Attraktivität und Qualität der Pflegeausbildung weiter ausbauen. „Das Image des Pflegeberufs ist nicht schlecht, sondern es wird schlechtgeredet“, sagte Ries mit Blick auf die Diskussion über Zeitdruck, Bürokratie und schlechte Bezahlung. Das Klinikum setzt deshalb darauf, den Pflegeberuf umzustrukturieren. So gäbe es inzwischen auf einigen Stationen Schreibkräfte oder Personal für die Essensausgabe, um den Pflegekräften mehr Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben zu verschaffen. „Pflege soll wieder Pflegen können“, beschriebt Ries das übergeordnete Ziel der angestrebten Veränderungen.

Mario Diegel hat Wirtschaft studiert, und er hatte bereits einen Führungsposten bei einem Unternehmen. Doch irgendwann merkte er: „Ich bin nicht der Managertyp.“ Diegel sattelte um. Mit 36 Jahren gehört er nun zu den älteren Azubis, die am Institut für Gesundheitsberufe des Klinikums Hersfeld-Rotenburg eine Ausbildung als Krankenpfleger machen. „Ich habe den Wechsel noch keine Sekunde bereut, denn der Beruf gibt einem so viel zurück“, sagt Diegel. So sieht das auch die 21-jährige Lea Armbrust, die nach dem Abitur und einem Freiwilligen Sozialen Jahr eine Pflegeausbildung am Klinikum begonnen hat. Vermeintlich unangenehme Tätigkeiten wie etwa Hygiene oder Körperpflege seien nur ein Teil des Berufes. Der Pflegeberuf habe viele Facetten und Weiterbildungsmöglichkeiten bis hin zum Studium. „Dieser Beruf hat Zukunft“,  ist auch sie überzeugt.

Lea Armbrust und Mario Diegel sind zwei der 108 Auszubildenden, die derzeit am Institut für Gesundheitsberufe des Klinikums Hersfeld-Rotenburg lernen. Diegel gehört dabei zu den nur etwa zehn Prozent der männlichen Auszubildenden. Noch ist die Pflege eher ein Frauenberuf, weiß auch Institutsleiterin Verena Hörbelt. Möglicherweise liege das auch an der guten Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Nirgendwo sonst werden so viele unterschiedliche Arbeitszeitmodelle angeboten. Zudem sei die Bezahlung gut. Schon im ersten Lehrjahr verdienten Azubis über 1000 Euro. Als ausgelernte Fachkraft kämen später zum Grundgehalt auch Zulagen für Nacht- und Wochenenddienste. „Es ist nicht die Bezahlung, sondern die Arbeitsbelastung, die viele Pflegekräfte kritisieren“, sagt Hörbelt.

Hilfe für die Helfer
Genau dort will nun das Klinikum ansetzen, um den Pflegeberuf attraktiver zu machen. „Pflegekräfte müssen sich auf die Pflege und nicht auf den Papierkram konzentrieren“, sagte Hörbelt. Vor dem Hintergrund des neuen Pflegeberufegesetzes wird bundesweit die Ausbildung vereinheitlicht, gleichzeitig entstehen aber auch neue Berufsbilder, die die Pflegefachkräfte etwa bei der Essensausgabe, der Körperpflege der Patienten oder Schreibarbeiten entlasten sollen. Zudem werde auch verstärkt auf die Gesunderhaltung der Pflegekräfte – etwa durch Rückenschulen oder andere Fortbildungen geachtet.

„Der Pflegeberuf ist körperlich und seelisch anspruchsvoll – das ist kein Job, den man nebenbei macht“,  sagt Verena Hörbelt. Das hat auch Mario Diegel inzwischen gelernt. „Ich behandele die Patienten so, wie auch ich behandelt werden möchte“, beschreibt er sein berufliches Leitbild. Denn Pflege brauchen wir alle irgendwann – früher oder später.

Hier finden Sie den Bericht aus der Hersfelder-Zeitung vom 15.02.2018