Operation ohne Stillstand

Herzklappen-Operationen können gerade für ältere Menschen riskant sein. Denn bei konventionellen Eingriffen wird der Brustkorb geöffnet, der Herzschlag unterbrochen und der Kreislauf mithilfe einer Herz-Lungen-Maschine aufrechterhalten. Seit Kurzem gibt es jedoch eine Alternative, bei der das Herz  weiterschlägt: die Transkatheter-Aortenklappen-Implantation (Tavi). Eine Klinik, die mit dieser Operationsmethode überdurchschnittlich erfolgreich ist, ist das Herz-Kreislauf-Zentrum (HKZ) in Rotenburg.

„Wir zählen zu den Top Ten in Deutschland“, sagt Prof. Dr. Ardawan Rastan, Direktor am HKZ, das nun Zahlen für den Zeitraum von Juli 2017 bis Juli 2018 vorgelegt hat, in dem die Herzspezialisten in Rotenburg 138 Tavi-Operationen gemacht haben. Statistisch gesehen liegt die Sterberate in Verbindung mit einem Tavi-Eingriff laut Prof. Dr. Holger Nef, Chefarzt der Kardiologie, bundesweit bei 2,9 Prozent. Im HKZ liegt sie bei lediglich 0,7 Prozent. Ein weiteres Risiko bei Klapde Quote liege bei drei bis vier Prozent, im HKZ bei 2,8 Prozent. Eine dritte Gefahr bestehe darin, dass Patienten Herzrhythmusstörungen bekommen können und einen Herzschrittmacher benötigen. Auch hier steht das HKZ laut Nef mit fünf Prozent überdurchschnittlich gut da.

Deutschlandweit beträgt die Schrittmacherquote acht Prozent. „Unsere Zahlen sind exzellent“, sagt Nef. Das HKZ war im vergangenen Jahr von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie als erstes Tavi-Zentrum Nordhessens zertifiziert worden. Inzwischen gibt es bundesweit 39 dieser Zentren. Überprüft und ausgewertet werden die Eingriffe von der Geschäftsstelle Qualitätssicherung Hessen mit Sitz in Eschborn (Main-Taunus-Kreis).

Atemnot und Anfälle von Bewusstlosigkeit können gerade bei älteren Menschen ein Hinweis auf eine Verengung der Aortenklappe sein, also auf einen Herzklappenfehler. Um diesen zu beheben, gibt es meist nur einen Weg: eine Operation, bei der die Klappe ersetzt wird. Bei der Tavi-Methode wird über einen Beckengefäßzugang eine sogenannte ballonexpandierende künstliche Katheterklappe eingesetzt. Diese Klappe, die etwa so viel kostet wie ein Kleinwagen, wird auf die Dicke eines kleinen Fingers zusammengepresst, durch den Zugang eingeführt und entfaltet sich am Herz - wie ein aufgeblasener Luftballon. „Der Brustkorb bleibt dabei intakt, der Patient benötigt keine Vollnarkose und das Herz schlägt weiter – das ist gerade für ältere, auch sonst schon gesundheitlich angeschlagene Patienten ein schonenderer Eingriff“, sagt Professor Rastan über die rund 30-minütigen Tavi-Eingriffe.

Ein Großteil der Klappeneingriffe am HKZ ist allerdings noch konventionell: rund 330 bis 350 pro Jahr. „Bei jüngeren Patienten besteht dabei auch nur ein geringes Risiko“, sagt Chefarzt Rastan. Welche Methode aus medizinischer Sicht für welchen Patienten am besten geeignet ist, „darüber sprechen wir mit jedem Patienten individuell“, so Nef.

Hier finden Sie den Bericht aus der HZ vom 11.10.2018