Leiharbeitskräfte auch im Klinikum Hersfeld-Rotenburg

Hersfeld-Rotenburg – Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht Nachrichten von völlig erschöpften Pflegekräften, von Ärztemangel und Notstand in den Kliniken über die Bildschirme flimmern. Ein Blick auf die Homepage des Klinikums Hersfeld-Rotenburg zeigt, dass das Problem auch hier im Kreis akut ist. Rund 50 freie Stellen werden da angeboten, vom Praktikanten bis hin zum Oberarzt werden Kräfte auf allen Qualifizierungsebenen gesucht.
Immer öfter müssen Kliniken unbesetzte Stellen mit Zeitarbeitskräften besetzen, um weiter einsatzbereit zu bleiben. In geringem Umfang ist das auch im Klinikum Hersfeld-Rotenburg der Fall, bestätigt auf Anfrage die Pflegedirektorin, Oberin Birgit Plaschke. Eingesetzt würden diese Kräfte im OP-Bereich und auf der Intensivstation für die Covid-Betreuung. Die entscheidende Größe sei hier die Verordnung der Festlegung von Pflegepersonaluntergrenzen (PpUGV), erläutert Plaschke. Damit werde festgelegt, wie viele Pflegekräfte für welche Patientenzahl in pflegeintensiven Bereichen in Krankenhäusern vorhanden sein müssten. „Der Einsatz von Zeitarbeitskräften ist hier zeitweise notwendig, da wir, wie der Großteil deutscher Krankenhäuser auch, an einem Fachkräftemangel im Bereich der Pflege leiden, sodass Stellen nicht besetzt sind“, erläutert die Pflegedirektorin.

Das sagt die Statistik der Arbeitsagentur
Leiharbeit spielt im Gesundheitswesen im Landkreis Hersfeld-Rotenburg keine große Rolle. Das teilt Melanie Bonacker, Pressesprecherin der Arbeitsagentur Bad Hersfeld-Fulda mit. Von insgesamt 6101 Arbeitskräften in diesem Bereich seien zum Stichtag 30. September 2020 sechs Personen Leiharbeitnehmer gewesen. Das entspreche einem Anteil von 0,1 Prozent. Von der Statistik nicht erfasst seien aber Leiharbeitskräfte, die von Betrieben außerhalb des Kreises kämen. zac

Leiharbeit vor allem in Fertigung und Logistik
Hersfeld-Rotenburg – Leiharbeit spielt derzeit im Landkreis Hersfeld-Rotenburg generell keine große Rolle. Es gibt allerdings Branchen, in denen deutlich mehr Leiharbeitskräfte eingesetzt werden, als im Gesundheitswesen, zum Beispiel in der Logistik und bei Fertigungsberufen. Das teilt Melanie Bonacker von der Abteilung Presse und Marketing der Arbeitsagentur Bad Hersfeld-Fulda auf Anfrage unserer Zeitung mit.
Im Bereich Fertigung waren zum Stichtag 30. September 2020 151 Leiharbeitskräfte (von insgesamt 2965 Arbeitnehmern) registriert. Das entspricht einem Anteil von 5,1 Prozent.
Bei den Verkehrs- und Logistikberufen waren es 540 von 12 513 Arbeitskräften, ein Anteil von 4,3 Prozent.
Bei sozialen und kulturellen Dienstleistungsberufen betrug der Anteil der Leiharbeitnehmer im September 2020 4,1 Prozent, das waren 127 von 3121 Personen.
Im Lebensmittel- und Gastgewerbe waren zum Stichtag 43 von 2809 Arbeitskräften Leiharbeitnehmer, das entspricht einem Anteil von 1,5 Prozent. In allen anderen Berufssparten sind die Anteile an Leiharbeitern noch geringer.
Der ohnehin relativ geringe Anteil an Leiharbeitnehmerinnen und -arbeitnehmern im Landkreis Hersfeld-Rotenburg ist in den vergangenen acht Jahren in den Branchen zurückgegangen. Bei den Fertigungsberufen zum Beispiel von 8,7 Prozent im Jahr 2014 auf 5,1 Prozent 2020. Laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit waren vor allem in den Jahren 2014 und 2015 relativ viele Leiharbeiter im Kreis im Einsatz.
Leiharbeit oder auch Zeitarbeit wird häufig von Unternehmen genutzt, um flexibel auf die Auftragslage reagieren zu können. Die Arbeitnehmer werden nicht vom jeweiligen Betrieb eingestellt, sondern von einer Leiharbeitsfirma, die sie dann an die Betriebe ausleiht. Da nicht nur die Löhne für die Beschäftigten, sondern auch eine Gebühr für die Leiharbeitsfirma bezahlt werden muss, ist der Einsatz von Leiharbeitnehmern kurzfristig oft teurer, ermöglicht aber mehr Flexibilität. Für Arbeitnehmer hat die Zeitarbeit ebenfalls sowohl Vor- als auch Nachteile. (Quelle:zac_HZ19.04.2021)