Kreis legt Arztstipendium auf

Hersfeld-Rotenburg – Der Kreistag hat einstimmig den Weg frei gemacht für ein kreiseigenes Stipendium für angehende Mediziner. Es soll Anreiz sein, damit sich Studierende frühzeitig für eine ärztliche Tätigkeit in Hersfeld-Rotenburg entscheiden. Jährlich sollen bis zu fünf Stipendien vergeben werden – abhängig davon, was der Haushalt des Kreises zulässt.

Bis zu 900 Euro sollen die Stipendiaten monatlich erhalten, die Unterstützung orientiert sich am Höchstsatz aus dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (Bafög). Die Vergabe ist an Bedingungen geknüpft: Studierende müssen aus dem Landkreis stammen oder Bezug zur Region und den ersten Abschnitt der ärztlichen Prüfung abgelegt haben (ab dem fünften Semester). Sie müssen sich, sofern ein Angebot vorhanden ist, zu einer Weiterbildung im Kreis verpflichten und für vier Jahre einer vertragsärztlichen Tätigkeit als Fach- oder Hausarzt beziehungsweise im Öffentlichen Gesundheitsdienst im Kreis nachgehen. Gezahlt wird bis zum Ende der Regelstudienzeit (zwölf Semester).

Für das Angebot geworben werden soll im Internet, über das Ärzte-Netzwerk, die Hausarztakademie und an den Universitäten. Erste Bewerbungsfrist ist der 31. Januar 2024, Stipendiaten mit Unterstützung des Landkreises könnten also zum Sommersemesterstart im April studieren.
Über die Bewerbungen entscheiden die Leitung des Fachdienstes Gesundheit, der Beauftragte für Zukunftsfragen des Landkreises, zwei Mitglieder der Hausarztakademie sowie ein Vertreter des kreiseigenen Klinikums. Werden die Mediziner bereits anderweitig gefördert – auch die Städte Bebra und Rotenburg haben ein oder arbeiten an einem Anreizprogramm – vergibt der Kreis kein Stipendiat. Rückzahlungen hängen davon ab, wie sich die Ärzte an die Richtlinie halten. Ein Beispiel: Verlässt ein Stipendiat den Landkreis nach drei statt vier Jahren als Hausarzt, würde noch eine Rückzahlung von 50 Prozent fällig.

Die Fraktionen im Kreistag lobten das Stipendium als guten Ansatz, um den Landkreis für Mediziner attraktiv zu machen. „Es gibt keinen Königsweg“, betonte Waldemar Dombrowski (CDU). Stipendien könnten aber zumindest dabei helfen, dass der Weg einiger Ärzte nach Hersfeld-Rotenburg führe. Manfred Fehr (SPD) betonte, dass die ärztliche Versorgung keine Aufgabe der Kommunen und Landkreise sei und in der Hand der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) liege. Zudem müssten die Länder mehr Studienplätze schaffen.

Offen für alle künftigen Vertragsärzte
Bereits im Mai 2022 hat der Kreistag den Kreisausschuss beauftragt, ein Konzept zu erarbeiten. Entstanden ist das „Stipendium für Studierende der Humanmedizin“ in Kooperation mit der Hausarztakademie Hersfeld-Rotenburg. Angeregt worden sei dort unter anderem, sich bei der Fachrichtung nicht nur auf Allgemeinmediziner zu beschränken, sondern alle medizinischen Fachrichtungen zu unterstützen, die zu einer Tätigkeit als Vertragsarzt berechtigen.(Quelle: CLEMENS HERWIG, HZ v. 20.09.2023)