Kliniken entsorgen Wilke-Wurst

Produkte gelangten durch Großhandel auch in Krankenhäuser im Kreis

Nach Bekanntwerden des Wilke-Wurstskandals hat das Klinikum Hersfeld-Rotenburg sofort gehandelt. Über den Umweg des Großhandels waren Wilke-Produkte auch in die Küchen des Klinikums und des HKZ gelangt. Direkt werden die Krankenhäuser nicht von Wilke beliefert, erklärt Klinikum-Sprecher Werner Hampe. „Wir haben sofort reagiert und alle Wilke-Produkte aus der Produktion und Verteilung im Haus genommen.“ Zusätzlich wurden in Verbindung mit den Mitarbeitern der Klinikhygiene alle in den Abteilungen befindlichen Vorräte entsorgt. Da es sich bei Listerien um eine meldepflichtige Erkrankung handelt, wurde zudem über die Labordiagnostik überprüft, ob es im vergangenen Jahr Infektionen mit Listerien gegeben hat. Das Prüfergebnis war negativ, in den vergangenen Monaten sind keine Infektionen mit Listerien im Klinikum aufgetreten, erklärt Werner Hampe. „Die Verfahrensregelungen für solche Fälle haben bei uns gegriffen.“

Das Kreiskrankenhaus in Rotenburg wird über einen Großhändler aus Eschwege versorgt, der über eine eigene Metzgerei verfügt. Deshalb wurde das KKH-Rotenburg nicht mit Wilke-Produkten beliefert, erklärt Geschäftsführer Andreas Maus auf Anfrage unserer Zeitung. Auch das Klinikum Fulda und andere Einrichtungen in der Region Fulda wurden über den Großhandel mit Produkten der Firma Wilke beliefert. Darüber habe der Großhändler das Klinikum Fulda am 2. Oktober informiert, erklärt Klinikums-Vorstand Privatdozent Dr. Thomas Menzel: „Wir haben für diese Art von Fällen genaue Verfahrensanweisungen, sind also sofort ins Kühlhaus gegangen und haben die knapp 130 Kilogramm Wurst entsorgt“, schilderte Menzel. Das letzte Mal, dass Patienten Produkte der Marke Wilke gegessen haben könnten, war am Vorabend des 2. Oktober in Form von Aufschnitt, der zum Abendbrot gereicht wurde. „Wir haben korrekt und umfassend reagiert“, zieht der Vorstandsvorsitzende Bilanz. Krankheitsfälle im Zusammenhang mit Listerien sind nicht bekannt. „Die Inkubationszeit beträgt in der Regel sechs Tage. Das heißt, wir sind fast raus aus dem Bereich, in dem sich eine Infektion entwickelt.“

Neben der Entsorgung wurde das Thema auch in Fulda frühzeitig unter den Mitarbeitern kommuniziert und die Ärzte zur erhöhten Wachbarkeit aufgerufen. „Im Klinikum gibt es verschiedene Risikogruppen. Darunter fallen zum Beispiel Patienten mit einem schlechten Abwehrsystem, weil sie eine Chemotherapie bekommen oder Schwangere, speziell mit Verdacht auf eine Frühgeburt. Diese Risikogruppen bekommen allerdings sowieso eine spezielle Kost und stehen intensiv unter ärztlicher Beobachtung“, erklärt Menzel. Und auch der finanzielle Schaden sei überschaubar. Dieser dürfte laut Menzel im niedrigen vierstelligen Bereich liegen.

Hier finden Sie den Bericht aus der Hersfelder-Zeitung vom 11.10.2019