Klinik-Bestenliste

Krankenhäuser werden mit diversen Rankings konfrontiert

Das Nachrichtenmagazin Focus hat in seiner kürzlich erschienenen Sonderausgabe Gesundheit die aktuelle Klinik-Liste veröffentlicht, in der jährlich die Top-Kliniken Deutschlands nach Bundesländern sortiert sowie die Top-Fachkliniken aus verschiedenen Bereichen empfohlen werden. Dazu gehören aktuell unter anderem Herz, Nerven, Gelenke, Krebs und Geburten.
Aus dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg ist lediglich das Herz-Kreislauf-Zentrum in Rotenburg dabei, welches in der Hessen-Liste auf Platz 38 von 40 zu finden ist, wobei die Patientenzufriedenheit mit 85 Prozent angeben wird. Bei anderen besser gelisteten Kliniken liegt diese Zahl mitunter weit darunter.

Aus der näheren Umgebung sind das Klinikum Fulda auf Platz drei sowie drei Kliniken aus Kassel dabei (Klinikum Kassel: 8, Vitos Orthopädische Klinik Kassel: 14, Agaplesion Diakonie Kliniken Kassel: 19). Die Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie im HKZ taucht außerdem in der Liste Herzchirurgie auf, allerdings nicht in der Spitzengruppe. Fast überall vorn dabei sind die Unikliniken Deutschlands. Insgesamt gibt es laut des Deutschen Krankenhausverzeichnisses in Hessen knapp 200 Kliniken. Etwa 150 sind Mitglied in der Hessischen Krankenhausgesellschaft. Beim Klinikum Hersfeld-Rotenburg mit dem Klinikum Bad
Hersfeld, dem HKZ, der Klinik am Hainberg und der Orthopädie Bad Hersfeld betrachtet man das Focus- Ranking gelassen.

„Wir werden in den unterschiedlichen Bereichen mit einer Vielzahl von Rankings und Listenplatzierungen konfrontiert“, sagt Sprecher Werner Hampe. „Was dem häufig folgt, ist das Angebot einer Nutzung des Labels gegen eine Schutzgebühr.“ Auch Frank J. Alemany, Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses (KKH) in Rotenburg, betrachtet solche Ranglisten differenziert. Das KKH war bisher bei keinem Ranking dabei.

Hintergrund
So entstehen die Klinik-Empfehlungen
Mit dem Qualitätsvergleich der Krankenhäuser und Fachkliniken beauftragt Focus Gesundheit das 2010 gegründete Recherche-Institut Munich Inquire Media (MINQ). Ausgangspunkt der Recherche sei die wechselseitige Beurteilung unter Medizinern, und nur wenn überdurchschnittlich viele Ärzte ein  Krankenhaus für gut befinden, würde die Qualität weiter überprüft. Die Rechercheure stehen das ganze Jahr über in Kontakt mit den Krankenhäusern, heißt es, die eigentliche Befragung dauerte von Mai bis Juni 2018. Faktoren, die in die Bewertung einer Klinik einfließen sind eigenen Angaben zufolge Fallzahlen, der Behandlungserfolg bei OPs, Komplikationsquoten, die technische Ausstattung, die Anzahl betreuender Ärzte, die Qualifikation der Pfleger, die Beteiligung an Qualitätsinitiativen, Patientenzufriedenheit und Hygienestandard

Vitalisklinik und Klinikumsärzte waren dabei
Bei der Nutzung von kostenpflichtigen Labels zu Werbezwecken habe man sich im Unternehmen Klinikum Hersfeld-Rotenburg darauf verständigt, sehr restriktiv mit diesen Anfragen umzugehen, „da es sich immer um uns treuhänderisch von den Versicherten zur Verfügung gestellte Mittel handelt“, so Werner Hampe, der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. „Das ist eine Glaubensfrage, es gibt Medizinanbieter, die dies in ihr Konzept der Öffentlichkeitsarbeit einbeziehen und sagen, dass es wichtig ist.“ Das Klinikum Hersfeld-Rotenburg nehme überdies an den unterschiedlichsten, Qualität prüfenden Verfahren teil. Hier seien einerseits die Zertifizierungen des Qualitätsmanagements wie KTQ (kurz für Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen) genannt, aber auch Zertifizierungen der medizinischen Fachgesellschaften oder die Prüfverfahren der Kostenträger wie die AOK mit ihren Lebensbäumen. Mit diesem Siegel wird etwa die Orthopädie Bad Hersfeld beworben. „Weiterhin nehmen wir mit unseren Kliniken am Benchmarking innerhalb unseres Qualitätsverbundes Clinotel teil“, erklärt Werner Hampe mit Blick auf das aktuelle Ranking des Magazins Focus, in dem lediglich das HKZ auf Rang 38 von 40 in Hessen vertreten ist. „Hier liegt auch unser Hauptaugenmerk, in der vergleichenden Betrachtung.“ Auch beim Focus konnten die Hersfelder Kliniken allerdings schon punkten. Die Vitalisklinik als Rehaklinik beispielsweise wurde zuletzt zweimal weit oben im Bereich Onkologie ausgezeichnet, zusätzlich gab es  eine Urkunde für die besonders gute Betreuung von Diabetikern. Beim Ärzte-Ranking wurden zudem die beiden Mediziner Prof. Dr. Peter Issing, Chefarzt der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf-, Hals- und plastische Gesichtschirurgie am Klinikum, und Dr. Werner Hütz als Chefarzt der Klinik für Augenheilkunde als Top-Mediziner von Focus gelobt.
„Solche Rankings sind immer ein Ausschnitt eines bestimmten Zeitraums“, sagt Frank Alemany, Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses in Rotenburg. Grundsätzlich sei es zu begrüßen, dass die Kliniken im Fokus der Öffentlichkeit stünden und sich die Patienten informieren könnten, so Alemany mit Blick auf Transparenz und Konkurrenz. Zudem böten solche Vergleiche Potenzial zu Verbesserung. „Man muss sich aber bei jedem Ranking fragen: wie valide ist das Ganze und welche Kriterien gibt es?“

Hier finden Sie den Bericht aus der Hersfelder Zeitung vom 14.11.2018