HKZ richtet sich neu aus: Start mit Geriatrie
Die Neuausrichtung am Herz- und Kreislaufzentrum (HKZ) hat fünf Wochen nach dem Verkauf an das Klinikum Fahrt aufgenommen. Landrat Dr. Michael Koch, der Klinikkonzern-Geschäftsführer Martin Ködding und HKZ-Geschäftsführer Ulrich Meier informierten über die ersten Schritte. Dabei dämpften sie hohe Erwartungen auf schnelle Resultate und wiesen darauf hin, dass Investitionen in ein noch zu entwickelndes Gesamtkonzept passen müssten. Ein solches Change-Management (Change = Veränderung) sei wie ein Trauerprozess, sagte Klinikumssprecher Werner Hampe: Beide bräuchten Zeit. Außerdem soll ein externer Berater hinzugezogen werden. Auch das Kreiskrankenhaus in Rotenburg – in Trägerschaft der Diakonie – hätte man gerne noch mit im Verbund.
Zunächst werde die kardiologische Intensivstation hochgefahren, Fachpersonal werde gesucht. Voraussichtlich ab September startet die Geriatrie (Altersmedizin) mit 20 neuen Betten. Zuvor werden die Zimmer für die Bedürfnisse der älteren Patienten umgebaut. Die klassische orthopädische Reha wird geschlossen.
Das herzmedizinische Profil soll ausgebaut werden. So wird für eine eigenständige Abteilung Elektrophysiologie noch ein Chefarzt gesucht. HKZ-Geschäftsführer Ulrich Meier möchte zudem das Kardio-MRT, also ein MRT des Herzens, anbieten. Das vorhandene Hochleistungs-MRT sei dazu bestens geeignet. Bezüglich eines Neubaus für 26,5 Mio. Euro erklärten die Verantwortlichen, dass man gemeinsam mit den Mitarbeitern ein Raumkonzept erarbeiten werde. Gebaut werden soll ab 2018. Was die fehlende luftfahrtrechtliche Genehmigung des Hubschrauberlandeplatzes angeht, so bemüht man sich um eine Zwischenlösung. Millionen in den Landeplatz zu investieren, wenn dieser auch auf dem Dach eines Neubaus Platz finden könnte, sei nicht sinnvoll.
HINTERGRUND
Insgesamt 2700 Mitarbeiter
Das Klinikum Hersfeld-Rotenburg besteht derzeit aus zwölf Einzelgesellschaften:
Neben den vier Krankenhäusern Klinikum Bad Hersfeld, Herz- und Kreislaufzentrum Rotenburg, Orthopädie Bad Hersfeld und Klinik am Hainberg gibt es zwei GmbHs für Medizinische Versorgungszentren sowie fünf Dienstleistungsgesellschaften und das Institut für Klinische Forschung.
In den Einrichtungen des Klink-Konzerns werden jährlich über 40 000 Patienten stationär und etwa 70 0000 ambulant versorgt. Zurzeit zählt man 2700 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von 200 Millionen Euro. 150 Auszubildende lernen im Gesamtunternehmen.
Ausdauerlauf, kein Sprint
Neuausrichtung des Herz- und Kreislaufzentrums im Verbund
Fünf Wochen ist der Verkauf des Herz- und Kreislaufzentrums in Rotenburg an das Klinikum her. Inzwischen gibt es einen neuen Klinikkonzern, das „Klinikum Hersfeld-Rotenburg“, zu dem außerdem die Orthopädie und die Klinik am Hainberg in Bad Hersfeld gehören. Am HKZ sind die Erwartungen hoch, dass bald investiert und ein medizinisches Konzept erarbeitet wird. Die Neustrukturierung des HKZ wollen die Verantwortlichen gemeinsam mit den Mitarbeitern entwickeln. Das brauche Zeit, einen allgemeinen Konsens und den Einsatz aller, so machten Landrat Dr. Michael Koch, Geschäftsführer Martin Ködding und HKZ-Geschäftsführer Ulrich Meier deutlich. Meier hofft auf Aufbruchstimmung am HKZ.
SCHWERPUNKT HERZ
Kardiologie und Herzchirurgie haben sich in den vergangenen Jahren verändert, erklärt Ulrich Meier. So habe die Reha an Bedeutung verloren, Herzkatheter-Untersuchungen würden ambulant vorgenommen und anderes mehr. Den Veränderungen will man unter anderem mit der Stärkung der Elektrophysiologie durch einen eigenen Chefarzt Rechnung tragen, auch der Einsatz des Kardio-MRTs soll forciert werden.
GERIATRIE
Mit dem Aufbau einer Geriatrie und 20 neuen Betten soll die orthopädische Reha geschlossen werden. Hintergrund sei, dass das Durchschnittsalter der HKZ-Patienten bei 72 liege und die Geriatrie quasi eine interdisziplinäre Reha für ältere Menschen und damit breiter aufgestellt sei. Jüngere Patienten würden meist ambulante Nachsorge wie das Irena-Programm nutzen, das ebenfalls am HKZ angeboten werde.
NEUROLOGIE
Im Bereich der Neurologie, sollen jetzt – nachdem die zertifizierte Stroke Unit (Schlaganfalleinheit/Phase A), geschlossen wurde – die Phasen B und C (also nach der ersten Akutbehandlung) ausgebaut werden. Problem sind fehlende Fachärzte. Nach Chefarzt Dr. Andreas Nachtmann und einem weiteren Neurologen verlässt in Kürze auch der letzte noch verbliebene Facharzt das HKZ. Hilfe soll aus Bad Hersfeld kommen. Die Leitung sowohl der Geriatrie als auch der Neurologie übernimmt Prof. Markus Horn, Chefarzt der Neurologie am Klinikum und dann auch am HKZ. Fachärzte kommen für beide Bereiche ebenfalls aus Bad Hersfeld ans HKZ.
NEUBAU
Der angekündigte Neubau für 26,5 Millionen Euro soll bis 2019 begonnen werden. Erst müsse geklärt werden, was gebaut werden und wie die Nutzung aussehen solle, bevor die Architektenausschreibung erfolgen könne. Der Landrat erklärte angesichts der kommunizierten zwei Jahre, nach denen der Neubau stehen werde:
„Das hier ist ein Ausdauerlauf, kein Sprint.“
GESAMTKONZERN
Es geht aber nicht allein um das HKZ, sondern auch um die Aufgabenverteilung im Gesamtkonzern, für den man auch das Kreiskrankenhaus noch gewinnen möchte. Es werde langfristig nicht mehr allein überleben können, erklärte Landrat Koch, der vom Investment des Kreises in die Gesundheitsstruktur überzeugt ist. „Wir brauchen eine abgestimmte Versorgungsstruktur“, betont auch Martin Ködding. Man müsse raus aus dem Wettbewerb und sich an neuen Bedarfen, wie etwa der älter werdenden Bevölkerung, orientieren. Der Landrat betonte ausdrücklich, Ziel sei es nicht, sich gesund zu schrumpfen, sondern zu „sehen, wo wir wachsen können“. Foto,Text:Schankweiler-Ziermann