Fünftklässler lernen, wie man Leben rettet


Notfall im Festsaal ... - am Telefon live verbunden mit dem Rettungsdienst.

Über 400 Schülerinnen und Schüler folgten heute Vormittag einer Einladung ins Herz-Kreislauf-Zentrum. Unter dem Motto "Hersfeld Rotenburger Kids retten Leben" versammelte man im Festsaal die Fünftklässler aus unterschiedlichen Schulen im Landkreis und gab ihnen Tipps zum Umgang mit Notfällen.

700.000 Menschen sterben in Europa jährlich am plötzlichen Herztod. Nur etwa zwei bis fünf Prozent der Betroffenen überleben den Herzstillstand, der völlig unvermittelt eintritt. Dabei könnte die Überlebensrate viel größer sein. Doch wissen viele nicht, wie man im Ernstfall helfen kann. Trotz des Erste-Hilfe-Kurses, der für den Führerschein Pflicht ist, gerät bald darauf wieder vieles in Vergessenheit. Dazu kommt die Angst, im Notfall etwas falsch zu machen.

Prof. Dr. Holger Nef, Chefarzt am Herz-Kreislauf-Zentrum Rotenburg, legt die Stirn in Falten. „Man kann nichts falsch machen“, sagt der Kardiologe. „Der einzige Fehler, den man machen kann, ist nichts zu tun.“ Sein Kollege Dr. Dieter Fischer ergänzt: „Wenn das Herz stehen bleibt, ist der Mensch tot. Wer in dieser Situation hilft, kann ein Leben retten. Schaden kann man dem Betroffenen auf keinen Fall zufügen.“ Die geringe Überlebenschance bei einem plötzlichen Herzstillstand ist für die beiden Chefärzte schon lange ein Thema, über das sie immer wieder diskutieren. „Man muss sich vorstellen, dass es Jahr für Jahr um Fallzahlen in einer Größenordnung der Einwohner von Frankfurt am Main geht“, verdeutlichen sie die Zahl der europaweiten Todesfälle.

Schon lange denken die beiden Herzspezialisten darüber nach, wie man die Überlebenschancen erhöhen kann. „Der Schlüssel liegt in der Aufklärung. Wenn Menschen wissen, wie sie helfen können, steigen die Überlebenschancen für die Betroffenen deutlich“, sind sich die beiden Mediziner einig. Mit gutem Beispiel gehen skandinavische Länder voran. Hier werden bereits Schulkinder trainiert, wie man im Falle eines Falles durch Erste Hilfe und Wiederbelebungsmaßnahmen helfen kann. „In unseren Schulen wird kein Reanimationstraining angeboten“, sagt Professor Nef. Dabei gibt es europaweit die „Kids save lifes“-Aktion, die von der europäischen Wiederbelebungsgesellschaft (ERC) initiiert wurde und sich an Schulkinder richtet.


Vortrag mit Fragen und Antworten zu Beginn

An dieser Aktion haben sich die beiden Herzspezialisten orientiert und nun den Versuch gewagt, dieses auf Rotenburg zu übertragen. Und die Resonanz war riesig. Über 400 Kinder hatten heute die Gelegenheit, Erste Hilfe für den Notfall zu lernen. „Neben dem praktischen Unterricht durften sich die Kinder dann das Katheterlabor ansehen und erfahren, wie die Patienten dann nach der Ersten Hilfe weiter versorgt werden“, erklärten die beiden Ärzte. Zudem hatte das HKZ ein begehbares Herz organisiert, in dem die Kids die Funktion des Organs genau kennen- und verstehen lernen konnten. Fachärzte und Therapeuten aus dem Herzzentrum nahmen sich Zeit für die jungen Besucher. Insgesamt 14 Gruppen liefen die einzelnen Stationen an, die im Dr. Durstewitz-Haus und an mehreren Stellen im Haus verteilt waren. Auch das Deutsche Rote Kreuz beteiligte sich an der Aktion. Unter ihrer Anleitung probierten die Schüler an den Übungspuppen die richtigen Handgriffe aus. Das korrekte Absetzen eines Notrufs war ein weiteres Thema an einer anderen Station, die von einem Mitarbeiter der Leitstelle des Landkreises besetzt war. Die fünf W´s - wer, was, wo, wie viele, warten - gab es als Gedächtnisstütze auf einer kleinen Karte zum Mitnehmen.

„So hatten wír uns diesen Tag vorgestellt“, sagten Nef und Fischer, erfreut mit welchem Feuereifer die Kids bei der Sache waren. Wie gut es sich anfühlt, wenn man ein Leben rettet – das wissen die beiden Ärzte ohnehin.

Hier geht´s zum Bericht von Osthessen-News mit einem Video-Beitrag.

Auch die HNA war vor Ort und hat berichtet.

Neben einer Meldung in der "Hessenschau" im hr-Fernsehen
konnte man sich auch auf hr4 einen Hörfunk-Beitrag anhören:

 


Im Katheterlabor


Im Labor der Rhythmologie


Interessierte Blicke


Reanimationsschulung mit dem DRK


Übungseinheit stabile Seitenlage


W - W - W - W - W  -  Wie setze ich einen Notruf richtig ab?


Besichtigung des Rettungswagens


Infos über Aufbau und Funktion des Herzens direkt am begehbaren Organmodell


Für Auflockerungsübungen und viel Spaß unter den Schülern sorgte die Physiotherapie.


Und auch die Currywurst aus der Klinikküche traf den Geschmack der Kids.