Er behält auch im Notfall den Überblick

Professor Dr. Stefan Soltesz ist Chefarzt der Anästhesie am Klinikum Bad Hersfeld. Wie er dort seine ersten 100 Tage erlebte, schildert er gegenüber unserer Zeitung.

Wer am Klinikum Bad Hersfeld operiert wird, der kommt zwangsläufig mit der Abteilung von Dr. Stefan Soltesz in Kontakt. Als Chefarzt der Anästhesie kümmert sich der Nachfolger von Dr. Martin Grapengeter zusammen mit seinem Team um alle Narkosen im Haus. Schnelle und lebensrettende Entscheidungen treffen: Das gehört für Stefan Soltesz zum Berufsalltag. „Die Anästhesie ist ein Fachgebiet, in dem man es mit vielen medizinischen Notfällen zu tun hat“, erklärt Soltesz, der nach seinem Zivildienst lange Zeit als Rettungshelfer, Sanitäter und Notfallmediziner tätig war.

Mit einem übersteigerten Geltungsbedürfnis ist man in der Anästhesie Fehl am Platz. Man müsse damit klar kommen, dass man eher in der zweiten Reihe spielt. So bereiten Anästhesisten die Patienten so vor, dass ein Chirurg vernünftig operieren kann. „Man muss sich nichts vormachen. Natürlich entscheidet sich kein Patient für eine Klinik, weil der Anästhesist so tolle Narkosen macht“, sagt Soltesz. Stattdessen zähle vor allem Teamarbeit, häufig kämen mehrere Notfälle gleichzeitig rein, auch dann heißt es, den Überblick zu behalten.

Insgesamt habe die Anästhesie, ähnlich wie andere medizinische Bereiche, in Sachen Sicherheit große Fortschritte erzielt. Narkosen seien heute sicherer als früher. „Wenn ein Patient während einer Operation stirbt, ist es mitunter nicht einfach zu trennen, was dafür ausschlaggebend war. Insgesamt sind anästhesiebedingte Todesfälle aber selten, genauso wie Patienten, die während der Operation aufwachen“, erläutert Soltesz. Situationen, in denen dies auftreten kann, könnten zum Beispiel Operationen von Schwangeren seien, denen man weniger Narkosemittel verabreicht. Auch wenn technisch und medikamentös vieles besser geworden sei, seien aber mittlerweile auch die Fälle deutlich komplexer, mit denen man es zu tun habe – etwa Risikopatienten, die man früher eher nicht operiert hätte.

Der Anästhesist hat sich nach eigenen Worten bereits gut eingelebt an seinem neuen Arbeitsplatz. „Es gibt viel zu tun, aber wir sind optimistisch, dass alles gelingt.“ Auch in der Region fühle er sich sehr wohl. „Die Osthessen sind einfach ein sympathisches Volk“, sagt der gebürtige Würzburger, der zuletzt als Chefarzt am Rheinlandklinikum Dormagen tätig war. Zusätzlich zu seiner klinischen Tätigkeit hat Soltesz seit 2010 auch einen Lehrauftrag an der Uni Köln, an der er 2018 zum außerplanmäßigen Professor ernannt wurde.

Auch am Bad Hersfelder Klinikum organisiert Soltesz Fortbildungsveranstaltungen zu Anästhesie und anderen Bereichen. Dazu dient ein Weiterbildungskonzept, bei dem die Ärzte auch rotierend in allen Fachbereichen mitarbeiten.

Für das Klinikum Bad Hersfeld habe er sich entschieden, weil dort sämtliche Fachbereiche vorhanden sind. „Für Anästhesisten ist es wichtig, dass es möglichst alle medizinischen Fachabteilungen gibt. Das ist in Bad Hersfeld der Fall, vom Angebot her sprechen wir ja fast von einem Maximalversorger“, erklärt Soltesz seine Motivation, der mit seiner Frau und den drei gemeinsamen Kindern am Frauenberg eine neue Heimat gefunden hat. „Mir gefallen die kurzen Wege, alles lässt sich fußläufig erreichen.“

Ein wichtiger Teil der Anästhesie nimmt am Bad Hersfelder Klinikum auch die Schmerztherapie ein. Hier sei das Angebot deutlich ausgebaut worden durch die Anstellung weiterer Mitarbeiter und eines zusätzlichen Facharztes für Neurochirurgie.(Foto,Text: Daniel Göbel_HZ)