Die Psychiatrie ist kein Stigma

In den letzten Jahren hat die Zahl der öffentlichen Veranstaltungen, Zeitschriftenartikel und TV-Sendungen, in denen über psychische Erkrankungen berichtet wird, enorm zugenommen. Trotzdem werden psychisch Kranke nach wie vor oftmals stigmatisiert. Die wirksamsten Mittel gegen die Stigmatisierung sind Informationen und eigene Erfahrungen mit psychisch kranken Menschen. Um über diese immer häufiger auftretenden Krankheiten zu informieren, veranstaltet die Psychiatrische Klinik des Klinikums Bad Hersfeld am 20. Mai einen Tag der offenen Tür.

Integration statt Ausgrenzung ist der Leitgedanke im Klinikum Bad Hersfeld. „Die Ausgrenzung von Patienten mit psychischen Problemen soll ganz bewusst aufgehoben werden. Deshalb ist die Klinik auch mitten in unser Krankenhaus integriert. Dieses Konzept hat sich bewährt, die Psychiatrie ist inzwischen eine etablierte Einrichtung”, betont Geschäftsführer Martin Ködding. Freundliche Offenheit gehört zum Konzept der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Bad Hersfeld, die am 20. Mai ihre Türen für die Bevölkerung öffnet. Dieser „Tag der offenen Tür” soll über psychische Krankheiten aufklären und informieren, Brücken bauen zu psychisch kranken Mitmenschen und damit deren Integration in unsere Gesellschaft fördern. Alle Interessierten haben dabei die Möglichkeit, die Klinik und ihre Behandlungsangebote kennenzulernen und ihre Fragen zu stellen.

DER BEDARF WÄCHST STÄNDIG
Und der Bedarf an psychiatrischer Betreuung wächst ständig. „Angststörungen und altersbedingte Demenz nehmen in unserer älter werdenden Gesellschaft stark zu”, erläutert Chefarzt Prof. Dr. Gerald Schiller. Hinzu komme die Verdichtung in der Arbeitswelt. „Depressionen werden schon bald die häufigste Krankheit sein”, prognostiziert Schiller. Gleichwohl existierten in vielen Köpfen Vorurteile, Schlagworte wie „Klapse” machten immer noch die Runde, bedauert er. Aufgrund dieser Intoleranz ließen sich viele psychisch Kranke gar nicht erst behandeln. Ohnehin ist eine Therapie anspruchsvoll. „Für viele andere Krankheiten gibt es festgelegte Behandlungspfade – nicht aber in der Psychiatrie”, erklärt der Chefarzt.  Aus diesem Grund werden für Patienten der Klinik stets im Einzelfall differenzierte Therapie-Konzepte erarbeitet. Neben Medikamenten nehmen vor allem Therapiegespräche einen breiten Behandlungsraum ein. Aber auch Kunst-, Bewegungs-, und Ergotherapie gehören dazu. Viele Patienten werden nach einem stationären Aufenthalt später in der Tagesklinik ambulant weiterbetreut.

ZWEI BEISPIELE AUS DER SPRECHSTUNDE
Der 45-jährige Patient H.L. (Initialen geändert) berichtete: „Alles was ich noch fühle, ist Angst. Ich habe Angst, meine Stelle zu verlieren, ich habe Angst, ohne meine Freunde dazustehen, ich habe Angst durchzudrehen. Ich werde so von dieser Angst dominiert, daß ich nicht mehr essen und schlafen kann”.

Die 53-jährige Patientin Frau M. H. (Initialen geändert) klagte: „Ich bin am Ende meiner Kräfte. Ich bin so
müde, dass ich am liebsten nur noch schlafen würde. Es ist, als wäre ich von einer dicken Nebelschicht umhüllt, nichts dringt mehr zu mir durch. Die Menschen, die Geräusche – alles scheint unendlich weit entfernt und unerreichbar zu sein. Ich bin nicht mehr in der Lage, klar zu denken. Manchmal habe ich den Eindruck, nicht mehr wirklich zu dieser Welt zu gehören”.

„Wenn Sie auch solche oder ähnliche Beschwerden haben sollten, oder eine Person in Ihrer Familie oder Bekanntschaft darunter leidet, dann ist professionelle Hilfe dringend notwendig,” sagt ein Mitarbeiter der Klinik. Besonders wichtig sei auch die Kooperation mit anderen Hilfseinrichtungen, wie etwa dem Verein „Die Brücke”, der Werkstatt „Lichtblick” oder den Kliniken Hainberg und Wigbertshöhe in der psychosozialen Arbeitsgemeinschaft.

„Die Psychiatrie ist nicht nur Institution, sie ist ein Netzwerk”. Die Kooperationspartner werden am Samstag, 20. Mai mit jeweils einem Info-Stand oder einem Info-Tisch über ihre Angebote informieren. An einem Klinik-Info-Stand sind während der Veranstaltung Mitarbeiter der Klinik präsent, um Besuchern kompetent Auskunft zu geben.

DAS THERAPIEANGEBOT
In der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie werden die Patienten von einem multiprofessionellen Team behandelt. Sowohl auf der Station als auch in der Tagesklinik und Ambulanz stehen den Patienten Ärzte, Psychologen, Sozialarbeiter, Krankenpflegepersonal, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Arbeitstherapeuten und Kunsttherapeuten zur Verfügung. Die Mitarbeiter nehmen regelmäßig an internen und externen Fortbildungen teil. Supervision und Fortbildung gehören zum Standard unserer Klinik.

DIE ELEMENTE DER BEHANDLUNG
Die ganzheitliche Versorgung der Patienten umfasst die medizinische Diagnostik und Therapie, die Erstellung eines multimodalen Behandlungsplans und gemeinsame Visiten. Patientenrückmeldungen in Form von Übergaben, Teamsitzungen und Fallbesprechungen finden regelmäßig statt. Selbstverständlich ist eine koordinierte Entlassung der Patienten in Zusammenarbeit mit allen beteiligten internen und externen Versorgungspartnern.
Auf den Stationen werden den Patienten zahlreiche Behandlungsmaßnahmen angeboten wie:
medizinische Versorgung, Einzelgespräche, Ergotherapie, Bewegungstherapie, Kunsttherapie, Rückenschule, Entspannung (PMR), problemorientierte Gesprächsgruppen, Bezugspflege, Ernährungsberatung, Selbstversorgungstraining, Freizeitgestaltung, Medikamententraining, Hirnleistungstraining, Konzentrationstraining, Sozialarbeit/Soziotherapie.
Die Tagesklinik bietet zusätzlich folgende Therapien an:
Reittherapie, Biofeedback, Kognitives Training am PC und Selbstsicherheitstraining.
In der Ambulanz sind Einzelgespräche und diverse Gruppenangebote bei Ärzten, Psychologen und Sozialarbeitern möglich. Einen großen Stellenwert hat die aufsuchende Arbeit. Das heißt, dass ein Teil der Patienten durch regelmäßige Hausbesuche von Krankenpflegepersonal und Sozialarbeitern auch langfristig betreut werden. Das Gruppenangebot der Ambulanz: Nachsorgegruppe, Angehörigengruppe, Freizeitgruppe, ambulante Entspannung (PMR), Selbstsicherheitstraining, Biofeedback.

Artikel aus "neue mitte" vom 06.04.2017

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