Bald ambulante Hilfe für psychisch Kranke
Landkreis will einen sozialpsychiatrischen Dienst einrichten
Der Landkreis Hersfeld-Rotenburg plant die Einrichtung eines sozialpsychiatrischen Dienstes zu Beginn des kommenden Jahres. Das Projekt muss allerdings noch vom Kreistag beschlossen werden, erklärt Verwaltungsleiter Jörg Goßmann. Mit Stellenausschreibungen wurden bereits Mitarbeiter für diese Aufgabe gesucht. Vorgesehen sind eine Stelle für einen Arzt oder eine Ärztin, möglichst mit Facharztausbildung für Psychiatrie, und zwei Sozialpädagogen. Eine ambulante Betreuung psychisch kranker Menschen fehlt bisher im Kreis. Nach Informationen von Professor Gerald Schiller, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Bad Hersfeld, ist Hersfeld-Rotenburg der einzige Landkreis in Hessen, der bisher noch keinen sozialpsychiatrischen Dienst hat.
Der sozialpsychiatrische Dienst ist zum Beispiel zuständig, wenn jemand auf das seltsame Verhalten eines Nachbarn aufmerksam wird und um Hilfe bittet. Bisher kommt dann manchmal die Polizei, in akuten Fällen vielleicht auch der Notarzt, manchmal aber auch niemand, weil sich niemand zuständig fühlt. Auch die Klinik werde in solchen Fällen immer wieder angesprochen, könne diese Art von ambulanter Betreuung aber nicht leisten, erläutert Schiller.
Die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft im Kreis, deren Sprecher er ist, hat die Einrichtung eines sozialpsychiatrischen Dienstes schon lange gefordert, um Menschen helfen zu können, die von sich aus nicht in die Klinik wollen. Schwierig gestaltet sich allerdings die Besetzung der Arztstelle. Während sich für die Sozialpädagogenstellen mehrere Bewerber gemeldet hätten, habe es trotz mehrfacher Ausschreibung keinen einzigen Interessenten für die Stelle des Psychiaters gegeben, berichtet Goßmann. Der Dienst könne aber auch eingeschränkt erst einmal nur mit Sozialpädagogen arbeiten, sagt Schiller.
Hintergrund
Die Aufgaben des Dienstes Sozialpsychiatrische Dienste (SPDi) bieten Beratung und Hilfen für Menschen mit psychischen Erkrankungen wie zum Beispiel schizophrenen, affektiven oder Persönlichkeitsstörungen an. Auch Suchtkranke und geistig behinderte Menschen gehören zum Klientel der SPDis. Zu den Aufgaben zählen die psychiatrische Krisenintervention, Hausbesuche, Beratung und Betreuung und notfalls auch die Mitwirkung bei der Unterbringung psychisch kranker Menschen. Auch um die Zusammenarbeit mit Kliniken, Heimen, Werkstätten und Gerichten sowie die Koordination und Förderung der psychiatrischen Versorgung und Suchtberatung kümmert sich ein SPDi. (zac)
Wirklich notwendig
Es gibt Einrichtungen, für die der Bedarf so offensichtlich ist, dass man sich wundert, warum es sie noch nicht gibt. Der sozialpsychiatrische Dienst im Landkreis Hersfeld-Rotenburg ist so eine Einrichtung. In Zeiten, in denen die Zahl der psychisch Erkrankten stetig wächst, es gleichzeitig aber Monate dauert, bis man einen Termin bei einem Psychiater oder Psychologen erhält, ist ein ambulantes, aufsuchendes Hilfsangebot dringend notwendig. Jemand, der sich auch um diejenigen kümmert, die zwar Hilfe brauchen, aber selbst nicht dafür sorgen (können). Wer schon einmal versucht hat, Unterstützung für einen Nachbarn oder Bekannten zu bekommen, der sich auffällig verhält oder der in einer vermüllten Wohnung unterzugehen droht oder der auf freundliche Nachfrage mit Aggression reagiert, und der dabei immer wieder gehört hat, man sei nicht zuständig, der weiß, wie wichtig das neue Angebot ist. Da kann man nur hoffen, dass sich bald ein geeigneter Arzt oder eine Ärztin findet, damit der sozialpsychiatrische Dienst an den Start gehen kann.
Podcast #1 | Arbeite, wann du willst
Die erste Folge des Medizin-Podcasts des Klinikum Hersfeld-Rotenburg fokussiert ein neues Arbeitszeitmodell, das seinen Starttermin im November 2022 hat. Dazu spricht Moderatorin Loreen Sippel mit Maike Henning und Imke Albowitz, die gemeinsam mit einer weiteren Kollegin das neue Flexbüro bilden, über die neu geschaffenen Strukturen und wie das neue Modell einen Mehrwert für die Work-Life-Balance von Pflegefachkräften bieten kann.
Podcast #2 | Flexibles Arbeiten im FLEXPOOL
In der aktuellen Folge unseres Medizin-Podcasts blickt Moderatorin Loreen Sippel gemeinsam mit ihren beiden Gästen Imke Albowitz und Stefanie Gross auf die ersten Wochen des neuen Arbeitszeitmodells FLEXPOOL. Dabei geht es neben der Frage, ob das Team sein Versprechen der flexiblen Arbeitszeiten gehalten hat, auch konkret um die Frage, was Pflegefachkräfte dazu antreibt, in einem flexiblen Arbeitszeitmodell mit wechselnden Stationen arbeiten zu wollen - und was nicht.