Antrieb für OP-Robotik

Mit einer Reihe neuer Chefärzte hat sich das Klinikum Bad Hersfeld im vergangenen Jahr personell neu aufgestellt – auch, um die Weichen für Neuerungen im Zusammenhang mit dem geplanten Neubau und Zukunftskonzepten in der Behandlung der Patienten mit voranzutreiben, erklärt der Medizinische Direktor Dr. Dalibor Bockelmann. Teil dieses Aufbruchs ist auch Dr. Christian Plötz, der seit vergangenem Sommer die Position des Chefarztes der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie bekleidet.

Sehr viel Neues auf einmal – so beschreibt der 47-Jährige seine ersten Eindrücke in Bad Hersfeld. Dies könne man entweder als Risiko, oder aber auch als Chance begreifen. Plötz entschied sich für Letzteres und freut sich, etwa die Etablierung der OP-Robotik am Klinikum mit vorantreiben zu können.

Auch in Bad Hersfeld, wo der Mediziner mit seiner Frau und den vier gemeinsamen Kindern seit vergangenem Jahr wohnt, habe er sich schon gut eingelebt. „Wir haben hier eine Stadt gefunden, die alles bietet, was man zum Leben braucht“, erklärt der gebürtige Mannheimer, der zuletzt in der Funktion des leitenden Oberarztes in Worms tätig war.

In der Allgemein- und Viszeralchirurgie beschäftigt sich Plötz mit allen Erkrankungen des Bauchs. Hierzu gehören Erkrankungen und Tumore der Leber, der Speiseröhre und des Magens, der Bauchspeicheldrüse, des Dünn- und Dickdarms und des Enddarms. An der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie werden pro Jahr etwa 1600 stationäre und ambulante Operationen durchgeführt.

Die geistige Leistung werde aber vor allem außerhalb des OP-Saals erbracht, erklärt der 47-Jährige. „OP-Techniken sind Teil des Handwerks, die man erlernen kann. Ein Großteil der Zeit nimmt aber die Betreuung der Patienten ein“, so Plötz. In aller Regel beginne der Tag auf Station mit einer Team-Besprechung. Dann finden die Visiten statt, ehe es in den OP-Saal geht. Am Nachmittag finden weitere Besprechungen statt und der nächste Tag wird bereits vorbereitet.

Ähnlich wie in vielen anderen Branchen, plagen auch die Chirurgen Nachwuchssorgen, wie Plötz erläutert.

Seiner Einschätzung nach liege das vor allem am Zeitgeist, möglichst keine Verantwortung übernehmen zu wollen und stattdessen auf Work-Life-Balance zu setzen. „Dabei bietet die Chirurgie viele Chancen. In keinem anderen Bereich bekommt man so ein direktes Feedback auf sein Tun. Man sieht das Gute und das Schlechte“, betont der 47- Jährige.

Er selbst hat seine medizinische Ausbildung als Student der Humanmedizin in Heidelberg begonnen. Seine Weiterbildung zum Chirurgen folgte an den Universitätskliniken Gießen, Mannheim und Göttingen. Auch an seine erste Operation kann sich Plötz im Gespräch mit unserer Zeitung noch gut erinnern. „Das war eine Blinddarm-OP. Später kam die Patientin mit Schmerzen im Baubereich zurück. Da habe ich schon Panik bekommen, dass irgendwas schief gelaufen ist. Dann hat sich aber herausgestellt, dass die Patientin zuhause Übungen auf dem Stepper gemacht hat und die Schmerzen bloß Muskelkater waren.“

Gerade OP-Robotik habe in den letzten zehn Jahren in der Chirurgie enorm an Bedeutung gewonnen. „Heute geht es nicht mehr ohne“, ist sich Plötz sicher. Allein schon deshalb, um auf dem Stand der Technik zu bleiben und den Anschluss nicht zu verlieren. Training und erste Eingriffe mit einem OP-Roboter habe Plötz erstmals 2015/16 umgesetzt. Am Bad Hersfelder Klinikum habe er bereits 35 Eingriffe umgesetzt.

Auch das nächste Großprojekt stehe schon in den Start- löchern: So will der 47-Jährige innerhalb der kommenden drei Jahre ein Darmzentrum am Klinikum etablieren. „Dabei streben wir auch innerhalb der nächsten 24 Monate eine entsprechende Zertifizierung an“, erklärt Plötz, der in seiner Freizeit gern Bücher liest und Sport treibt.

HINTERGRUND

Behandlung von Schilddrüse und Eingeweidebrüchen
Die Viszeralchirurgie (von lateinisch viscera = „Eingeweide“) ist die Chirurgie des Bauchraumes und der Bauchwand, der endokrinen Drüsen und der Weichteile einschließlich Transplantation. Sie umfasst als Bauchchirurgie die operative Behandlung der Bauch-Organe, das heißt des gesamten Verdauungstraktes einschließlich der Speiseröhre, des Magens, des Dünn- und Dickdarmes, des Enddarmes, der Leber, der Gallenblase, der Bauchspeicheldrüse und der Milz. Weiterhin zählt die operative Behandlung der Schilddrüse und der Nebenschilddrüse sowie die Behandlung von Eingeweidebrüchen und die Transplantation von Bauchhöhlenorganen wie Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse und Dünndarm zur Viszeralchirurgie.

Viszeralchirurgische Erkrankungen sind beispielsweise akute Verletzungen, Tumore, Entzündungen und Fehlbildungen der bereits genannten Organe. Die gemeinsame medizinische Fachgesellschaft ist die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie. (Foto,Text:Daniel Göbel, HZv.5.1.24)

Hier finden Sie den Artikel aus der Hersfelder-Zeitung vom 05.01.2024