Schmerzen ambulant behandeln

Ob Kopf, Rücken oder Muskeln: Patienten mit chronischen Leiden sind oft im Alltag eingeschränkt

Kopf, Rücken, Nerven, Muskeln: In Deutschland leiden etwa 18 Millionen Menschen unter chronischen Schmerzen. Bei einigen sind die Schmerzen so stark, dass die Betroffenen in ihrem Alltag deutlich eingeschränkt sind. Für  Patienten, die unter chronischen Schmerzen leiden, hat die Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und spezielle Schmerztherapie am Klinikum Bad Hersfeld auch zwei Schmerzambulanzen eingerichtet.

Was ist eigentlich die Schmerzambulanz?

Das Klinikum Bad Hersfeld hält für die stationäre Schmerztherapie die multimodale, ganzheitliche Schmerztherapie vor. Hilfe finden Betroffene aber auch auf ambulanten Weg. In der Schmerzambulanz im Klinikum unter der Leitung  von Dr. med. Erika Köhalmi können sich Betroffene mit einer Überweisung vom Haus- oder Facharzt melden. Auch  ohne Überweisung werden Patienten in der Schmerzambulanz im MVZ (Medizinisches Versorgungszentrum Hersfeld- Rotenburg) unter der Leitung von Dr. med. Esther Winges am Klinikum behandelt. Laut Chefarzt Dr. med. Martin Grapengeter wissen viele Schmerzpatienten gar nicht, welche Möglichkeiten es am Klinikum gibt. Und auch bei den Hausärzten müsse das Angebot noch stärker ins Bewusstsein gerückt werden.

Wer wird in der Schmerzambulanz behandelt?

Die meisten Patienten haben eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Ein Beispiel für einen „typischen“ Schmerzpatienten ist der seit Jahren von Rückenschmerzen Geplagte, der bereits bei verschiedenen Ärzten gewesen ist und diverse Therapiemöglichkeiten ausprobiert hat, bei dem eine Operation aber ausgeschlossen wird. Zuletzt wurden die Schmerzen immer schlimmer, die Medikamente wirken nicht mehr ...
Etwa 80 Prozent der ambulanten Schmerzpatienten leiden unter Rückenschmerzen oder Schmerzen in den  Gelenken. Aber auch chronische Kopf-, Nerven oder Muskelschmerzen sind verbreitet. In der Regel stellen sich  Betroffene laut Dr. med. Grapengeter erst nach rund vier Jahren bei einem Schmerztherapeuten vor.

Wie läuft die Behandlung ab?

Wer sich in der Schmerzambulanz vorstellt, sollte möglichst nach Rücksprache mit dem Hausarzt und „gut vorbereitet“ erscheinen. Das heißt, sämtliche Unterlagen und Befunde, die bereits vorhanden sind, sollten  mitgebracht werden. Das erleichtert den Ärzten in der Ambulanz die Anamnese und das Verstehen der  Krankheitsgeschichte. Auch die Medikamentenhistorie ist wichtig für den Schmerztherapeuten. „Wir versprechen  keine Heilung“, sagt Dr. med. Grapengeter. „Unser Hauptziel ist die Verbesserung der Lebensqualität, Teilhabe am sozialen Leben zu ermöglichen, die Arbeitsfähigkeit zu erhalten und natürlich die Schmerzreduktion.“

Was unterscheidet überhaupt chronische Schmerzen von akuten Schmerzen?

Chronische Schmerzen sind andauernde beziehungsweise wiederkehrende Schmerzen über einen langen Zeitraum. Akute Schmerzen treten zum Beispiel nach einer Verletzung oder Operation nur für kurze Dauer auf. Im Klinikum  kümmert sich der Akutschmerzdienst um die Behandlung der stationären Patienten mit OP- oder turmorbedingten Schmerzen. Dort werden diese gezielt und schnell und meist medikamentös behandelt. Patienten, bei denen es  notwendig erscheint, werden anschließend an den ambulanten Schmerzdienst verwiesen – auch um dem  Schmerzgedächtnis ein Schnippchen zu schlagen.

Was ist das sogenannte Schmerzgedächtnis?

Der Körper verfügt über ein „Schmerzgedächtnis“, das nach etwa sechs Monaten einsetzt und bei vielen chronisch Betroffenen eine Rolle spielt. Wenn Schmerzen zu spät behandelt werden, erinnert sich der Körper an diese und der Betroffene leidet womöglich dauerhaft unter Schmerzen, für die es eigentlich gar keinen Grund mehr gibt. Die Devise bei Schmerzen lautet deshalb laut Dr. med. Philipp Altmannsberger vom Akutschmerzdienst immer: „Ursache schnell finden und schnell behandeln.“

Was sind stressbedingte Schmerzen?

Schmerzen können zu Stress führen. Sie beeinflussen den Alltag vom Beruf bis zur Freizeit. Daraus kann sich schnell ein Teufelskreis entwickeln. Schmerzen belasten viele Menschen auch psychisch, etwa wenn sie sich nicht ernst genommen oder stigmatisiert fühlen oder sie ihr ganzes Leben nur noch auf den Schmerz ausrichten. Wer  unter Schmerzen beim Gehen leidet, riskiert durch eine Schonhaltung möglicherweise Haltungsschäden, die den  Schmerz verstärken. Letzlich ziehen sich viele chronische Schmerzpatienten von sozialen Aktivitäten zurück. Dann  gelte es, den Patienten von der Schmerzfixierung wegzubringen, sagt Dr. med. Altmannsberger. In der  Schmerztherapie kommen deshalb auch Psychotherapeuten zum Einsatz.

Was muss der chronische Schmerzpatient selbst tun?

Ohne Zutun des Betroffenen geht es nicht, wenn Medikamente nicht (mehr) helfen und chronische Schmerzen  ganzheitlich und interdisziplinär behandelt werden sollen – von körperlicher Aktivität und Physiotherapie bis zum  Erlernen von Entspannungsverfahren. Das gilt umso mehr für die Patienten der ambulanten Schmerztherapie. (nm)

Die Experten

DR. MED. MARTIN GRAPENGETER, Chefarzt, MBA, Facharzt für Anästhesiologie, Intensivmedizin und spezielle  Schmerztherapie, Studium in Bonn, Johannesburg/RSA und Salt Lake City/USA, Schmerzausbildung an der Universität Groningen/NL und Harvard Medical School/Boston, USA.

DR. DR. MED. ERIKA KÖHALMI, Fachärztin für Anästhesiologie, Palliativmedizin und spezielle Schmerztherapie, Studium in Budapest/Ungarn, seit 1990 in Bad Hersfeld, seit 2000 Oberärztin an der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und spezielle Schmerztherapie, seit 2001 Leiterin der Schmerzambulanz im Klinikum.

DR. MED. PHILIPP ALTMANNSBERGER, Facharzt für Anästhesiologie, Studium in Marburg, Regensburg und  Schweiz, Tätigkeiten: MH Hannover und seit 2012 in Bad Hersfeld, seit 2014 Oberarzt an der Klinik für  Anästhesiologie, Intensivmedizin und spezielle Schmerztherapie.

DR. MED. ESTHER WINGES, Fachärztin für Anästhesiologie, Palliativmedizin, Notfallmedizin und spezielle  Schmerztherapie, Studium in Marburg/Lahn, Tätigkeiten: Klinikum Kassel, seit 1984 in Bad Hersfeld, seit 2009 Leiterin Schmerzambulanz im MVZ Hersfeld-Rotenburg

Kontakt zur Schmerzambulanz

Schmerzambulanz, multimodale Schmerztherapie, invasive Schmerztherapie,
Oberärztin Dr. med. Erika Köhalmi,
Telefon 06621/88922509,
E-Mail erika.koehalmi@klinikum-hef.de

Schmerzambulanz im MVZ am Klinikum, multimodale Schmerztherapie, invasive Schmerztherapie,
Dr. med. Esther Winges,
Telefon 06621/8855100,
E-Mail esther.winges@ mvz-hef.de

pdf Artikel aus der Hersfelder Zeitung vom 10.06.2015

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Martin Grapengeter

Dr. med. Martin Grapengeter
Tel. 06621 / 88 2002
Fax 06621 / 88 2001

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Anästhesie


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