Hier wird Inklusion gelebt

Es war damals im Jahr 1992 eine schockierende Nachricht für die Familie Grau aus Ludwigsau-Friedlos, als ihnen die Diagnose ihres vierjährigen Sohnes Daniel mitgeteilt wurde: „Duchenne-Muskeldystrophie“. Eine bis heute nicht heilbare und seltene Krankheit, die nur bei Jungen auftritt. Die Eltern Edeltraud und Heinz Grau zögerten nicht, die Hilfe des Frühförderzentrums im Rahmen von therapeutischen Hilfen (Krankengymnastik) sowie Beratung und Unterstützung der gesamten Familie in Anspruch zu nehmen.

Der Leiter dieser Einrichtung des Klinikums Bad Hersfeld, Manfred Wiedemann stellte dann auch beim Pressegespräch treffend fest, „Dass das Frühförderzentrum Daniel praktisch bis heute mit seiner Krankheit begleitet hat“. Er freue sich, dass Daniel die mittlere Reife geschafft habe, eine Lehre am Klinikum Bad Hersfeld zum Kaufmann für Bürokommunikation erfolgreich abschließen konnte und jetzt im Sekretariat des Frühförderzentrums beschäftigt ist. Hier ist er allen eine sehr große Hilfe bei der Ausführung von allgemeinen Sekretariatsaufgaben (z.B. telefonische Sprechzeiten) mit Hilfe des Computers und seiner Begleitperson Raphael Hergert.

Der auf den Rollstuhl angewiesene Daniel Grau bezeichnete den Umzug des Frühförderzentrums vom Klinikum in die Vitalisstraße neben dem Arbeitsamt als Glücksfall für ihn, weil dort alles gleich behindertengerecht ausgebaut wurde. Daniel Grau wörtlich: „Ich bin glücklich und stolz, dass ich hier in einem so tollen Team arbeiten darf.“ Übereinstimmend stellten Manfred Wiedemann und seine beiden Stellvertreterinnen Viola Römhild und Simone Lohrey fest, dass Daniel trotz seiner Behinderung für alle eine große Hilfe ist und keine Belastung darstelle. Er ist gut in das Team des Frühförderzentrums integriert und gehört einfach dazu.
Somit wird eine gut gelungene Inklusion in das Arbeitsleben hier im Frühförderzentrum gemeinsam mit Daniel Grau gelebt.

Dieses Schicksal sollte ein Beispiel sein für alle Eltern mit behinderten, von Behinderung bedrohten bzw. entwicklungsauffälligen Kindern.
Eltern sollten wissen, dass die ersten Jahre ihres Kindes für die weitere Entwicklung entscheidend sind, deswegen ist die Frühförderung so wichtig. Im Frühförderzentrum können alle Eltern, die sich wegen der Entwicklung ihres Kindes Sorgen machen, ein kostenloses und unverbindliches Beratungsgespräch in Anspruch nehmen.
In Absprache mit den Eltern und dem behandelnden Kinderarzt können dann passgenaue Förderangebote für Kind und Eltern eingeleitet werden.
Das interdisziplinäre Team des Frühförderzentrums besteht aus Sozialpädagogen, Ergotherapeuten, Logopäden und Krankengymnasten. Das Team wird von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und dem Chefarzt Dr. med. Ghiath Shamdeen unterstützt.

Die Angebote des Frühförderzentrums bestehen aus dem therapeutischen Bereich (Logopädie, Ergotherapie und Krankengymnastik) und aus der pädagogischen Frühförderung. Familien können entweder die Leistungen einzeln in Anspruch nehmen oder aber mehrere Leistungen gleichzeitig, d.h. „alles aus einer Hand“ (eine sogenannte Komplexleistung). Das Team erstellt gemeinsam mit dem Kinderarzt für jedes Kind einen individuellen Förder- und Behandlungsplan und steht den Eltern beratend und unterstützend zur Seite.

Im Rahmen der pädagogischen Frühförderung werden die Familien im Landkreis Hersfeld-Rotenburg mit ihren Kindern von der Geburt bis zum Schuleintritt beraten und begleitet. Die Unterstützung, die sich sowohl auf die gemeinsame Förderung des Kindes als auch auf die Beratung der gesamten Familie bezieht, findet vor Ort im häuslichen Umfeld statt. Eine Beratung beim Übergang in Kindertagesstätte und Schule kann ebenfalls erfolgen.
Das Frühförderzentrum des Klinikums Bad Hersfeld ist im Landkreis Hersfeld-Rotenburg die einzige Einrichtung dieser Art und leistet somit schon „von Anfang an“ einen Beitrag dazu, das Kinder mit Behinderungen und/oder Entwicklungsauffälligkeiten und ihre Familien gut in ihr soziale Umfeld einbezogen werden. Inklusion von Anfang an…
Das Frühförderzentrum arbeitet mit den Ärzten der Kinderklinik, niedergelassenen Ärzten und Therapeuten, Kindertageseinrichtungen, Beratungsstellen und Kliniken zusammen. Die Mitarbeiter unterliegen der Schweigepflicht.
Eltern oder Familien können sich ganz unverbindlich im Sekretariat des Frühförderzentrums bei Daniel Grau melden: 06621 / 79645-0.
Weitere Informationen gibt es im Internet: ffz.klinikum-bad-hersfeld.de

Manfred Wiedemann wies noch auf den Behindertentag hin, der am 24. August 2013 wieder in Bad Hersfeld stattfindet. Das Motto diesmal „Hörgeschädigte“. Er und sein Team hoffen wieder auf viele Besucher, damit auch dieser Behindertentag wieder ein Erfolg wird. (GM)

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